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Die Kinder der Dämmerung

■ Die Vorschau: Alpha lädt zur Dub'n'Bass-Party ins Lagerhaus

1978. Alle Langhaarigen haben sich einen Friseur gesucht und finden Punkmusik gut. Alle bis auf Andreä Szigethy natürlich, der an seiner Frisur ebenso beharrlich festhält wie an seinem Keyboard und in einer Band namens „The 1980s“spielt.

1998. Der Bremer Innensenator erwägt, alle Langhaarigen teeren und federn zu lassen. Friseure sind die besseren Popstars, und Andreä macht immer noch experimentelle Musik, die niemand hören will.

Zurück liegen die Gründung der Bremer Rockinitiative und lange Jahre des unverstandenen Freaktums mit den wegbereitenden „Dry Halleys“. Legendär deren Triple-Partys in Kneipen, aber inzwischen ist aus dem Musiker der Veranstalter und DJ Alpha geworden, und im Flur stehen Poster und Kleistereimer schon wieder griffbereit.

Jeden Freitag von 16 bis 17 Uhr laufen seit über drei Jahren „alpha's crazy sounds“auf der Frequenz 92,8 des Offenen Kanals, und ab 21 Uhr läuft die „Trance Global Zone“im „Velvet“. „Das hat sich ganz gut entwickelt“, sagt alpha und redet über die Infrastrukturen der Kommunikation.

Alpha hat die neuen Platten, kennt jeden zweiten Kabelträger zwischen Kiel und Koblenz und kleistert seine Poster selbst, der Mann ist unverwüstlich, und er lädt sich gerne Gäste ein. Im Lagerhaus werden die „Children of Dub“aus England erwartet, die für verschiedene Compilations überragende Sounds zwischen Ambient und bassigen, drummigen House-Tönen produziert haben. Ferner gibt es einen geheimen Überraschungsgast und ein Wiedersehen mit Captain Rah Bah Dub hinter den Reglern. Alpha und der Captain haben sich für den Abend auf „Dub'n'Bass“geeinigt. Beide könnten auch problemlos die ganze Nacht „Jazzy Jungle“auflegen oder famose Punk-Tapes aufnehmen, aber die Menschen werden ungern in ihren Erwartungen enttäuscht. „Meine eigentlichen Roots sind auch eher die Gothic-Sachen“, betont alpha und meint die „Strange Nights“oder die „Shock Wave“-Nächte von DJane Nina.

„Das ist eine Szene, wo ich die vielfältigste Mischung auflegen kann.“Die Grufties waren schon immer etwas progressiver, und nach einigen Jahren haben sie sich wieder aus ihren Gräbern erhoben, um zu betonen, wer schon immer EBM- und Industrial-Sounds gehört hat. Alpha natürlich vorne mit dabei, und die Frisur ist trotzdem noch die gleiche. „Das ist der Mozart-Effekt“, sagt der Meister und läßt offen, welche Aspekte aus dem Leben von Wolfgang Amadeus M. damit gemeint sind. StErn

Heute, 28. März, ab 20 Uhr im Lagerhaus

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