Keine Chance gegen Käpt'n Donnerbein

■ Orlando gewinnt im südafrikanischen Pokal gegen den Erzrivalen Kaizer Chiefs mit 1:0

Johannesburg (taz) – Auch im zweiten Jahr nach Einführung der Premier Soccer League kennt der südafrikanische Fußball nur ein Duell der Giganten – das der beiden Soweto-Klubs Kaizer Chiefs und Orlando Pirates. Das Zusammentreffen von Amakhosi (Chiefs) und Buccaneers (Pirates) im Achtelfinale des Pokalwettbewerbs stand jedoch unter ganz besonderen Vorzeichen.

Die Feindschaft beider Klubs ist legendär. Die Chiefs, mit neun Meisterschaften und zehn Pokalsiegen die mit Abstand erfolgreichste Mannschaft des Landes, wurde erst in den frühen Siebzigern als Abspaltung der Pirates ins Leben gerufen. Die Pirates wiederum können nicht nur auf die längere Tradition zurückblicken (der Verein wurde 1939 als sozialer Community-Verein im Township Orlando/East gegründet), sondern haben den Chiefs vor allem eines voraus: mit dem afrikanischen Pokalsieger-Cup 1995 als erste südafrikanische Mannschaft einen internationalen Titel errungen zu haben. Darüber hinaus haben beide Teams, nachdem die Meisterschaft im vergangenen Jahr überraschend an die Manning Rangers aus Chatsworth ging, auch in diesem Jahr nur noch mäßige Aussichten, den Tabellenführer Malmelodi Sundowns zu entthronen.

Vor dem Match wurde vor allem die Frage diskutiert, ob die Negativserie der Amakhosi mit sechs sieglosen Spielen gegen die Buccaneers reißen würde. Und ob sich der Pirates-Stürmer Jerry „Legs of Thunder“ Sikhosana wieder als Nemesis der Chiefs erweisen würde, erzielte der exzentrische Star doch in den letzten acht Aufeinandertreffen sechs Treffer gegen den Erzrivalen.

So bekamen die 80.000 Zuschauer im ausverkauften FNB- Stadion von Johannesburg denn auch einen klassischen Pokalfight mit Endspielcharakter zu sehen – der allerdings schon in der 4. Minute seinen Höhepunkt erlebte, als der Nigerianer Sam Pam einen Freistoß ins Netz der Chiefs plazierte. In der Folgezeit erwies sich die Defensivabteilung der Buccaneers um den Dieter Eilts des südafrikanischen Fußballs, Brandon Silent, gegen das auch der Fußballer des Jahres, Thabo Mooki, und der aus den USA zurückgekehrte Doctor Khumalo machtlos waren. Dennoch sollten es nicht Sikhosanas Donnerbeine sein, die das Publikum in Verzückung geraten ließen. Vielmehr spielte sich der 19jährige Steve Lekoelea mit gewagten Dribblings und unbekümmerten Flankenläufen in die Herzen der Fans.

Der Nachmittag endete damit, daß frustrierte Amakhosi-Fans nach Spielende die Mannschaften mit Wurfgeschossen aller Art eindeckten. Es hätte schlimmer kommen können. Nach der letzten Niederlage der Pirates gegen die Chiefs vor zwei Jahren an gleicher Stelle versuchten die Buccaneers- Anhänger, das Stadion anzuzünden. Ralph Christoph