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Unterm Strich

Oliviero Toscani, Starfotograf von Benetton, hat eine Ausstellung in Buenos Aires boykottiert, weil die Veranstalter eines seiner Bilder entfernten. „Es ist das erste Mal, daß eines meiner Fotos in einem öffentlichen Museum zensiert wird“, sagte Oliviero Toscani. Die Ausstellung mit Toscanis Arbeiten für das italienische Textilunternehmen war bereits in 14 Ländern gezeigt worden. Ab diesem Wochenende sollte sie in der argentinischen Hauptstadt zu sehen sein. Bei dem beanstandeten Werk handelt es sich um ein Foto, auf dem ein junger Dressman im Priesterornat ein Model in Nonnentracht auf den Mund küßt. Teresa Anchorena, die Leiterin der Ausstellungshalle Recoleta, sagte, das Foto sei abgehängt worden, „weil es die religiösen Gefühle der Besucher verletzten könnte“.

Weniger Probleme mit religiöser Schockästhetik gibt es dagegen in Berlin: Daimler-Benz hat das Modell „Ballonblume“ des New Yorker Künstlers Jeff Koons gekauft und will es nun auf dem firmeneigenen Gelände am Potsdamer Platz aufstellen. Laut dem „Kultur Extra“ des Spiegel ist „Ballonblume“ Bestandteil des von Koons bereits vor sechs Jahren angekündigten 15 Millionen Dollar teuren Ausstellungsprojekts „Celebration“. Diese Werkgruppe von bislang ungekanntem Ausmaß soll insgesamt 16 Tafelbilder in Werbeplakatgröße und 20 Monumentalskulpturen zu Koons Lieblingsthema Kinderfreuden umfassen. Die Verzögerungen des Projekts hatte Koons zufolge „teilweise mit Schwierigkeiten bei der Finanzierung zu tun, teilweise mit technischen Problemen“. Koons hatte in den 80er Jahren mit seinen edelstahlglänzenden Kaninchen die internationale Kunstszene begeistert. Das New Yorker Guggenheim plant inzwischen gemeinsam mit dem Pariser Centre Pompidou für das Jahr 2000 eine große Koons-Retrospektive.

Christoph Schlingensief am Ende?! Der Berliner Theater- und Filmregisseur hat angeblich einen Nervenzusammenbruch erlitten und mußte seinen Auftritt im Rahmen der Leipziger Buchmesse absagen. Das teilte der Deuticke Verlag (Wien) gestern mit. Der 37jährige Medienaktivist und Gründer der „Partei der letzten Chance“ wollte am Sonntag mittag auf der Leipziger Messe sein Buch „Talk 2000“ vorstellen, das Textauszüge und Fotos aus seiner früheren Fernsehtalkshow enthält. Kopf hoch, Schlinge!

Ansonsten weiß dpa noch zu berichten, daß es mit dem Erfolg der Messe schon in Ordnung geht. Dabei beruft man sich auf Roman Herzog, die alte Leseratte. „Die Leipziger Buchmesse“, sagte der Bundespräsident mit gebührender staatsmännischer Euphorie, „hat sich jetzt im Vergleich mit Frankfurt ein eigenes Profil geschaffen.“ Immerhin haben sich über 1.800 Verlage auf den rund 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche getummelt. „Eine Stadt im Lesefieber“, soll Messesprecher Rudolf Huber darob zufrieden ausgerufen haben. Wir empfehlen kalte Wickel.

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