■ Die Anderen
: "Journal du Dimanche", "Corriere della Sera" zu den Protesten gegen die rechtextreme Front Nationale / "Le Monde" zum Konvergenzbericht der Bundesbank für den Euro

„Journal du Dimanche“ (Paris) schreibt zu den Protesten gegen die rechtsextreme Front Nationale (FN): Diese Bewegung der jungen Staatsbürger, der Generation gegen den Haß der Front, ist für sich Klasse. Aber sie wird erst wirksam, wenn die politische Klasse nicht nur dem zustimmt und sich freut, sondern es akzeptiert, sich in Frage zu stellen, sich etwas auszudenken, sich zu modernisieren. Denn die Kundgebung gestern verurteilt auf ihre Weise genau diesen Fatalismus, der darin besteht, den Anstieg der extremen Rechten durch das Fortbestehen von Unsicherheit und Arbeitslosigkeit zu erklären – zu rechtfertigen. Die meisten Länder der Welt sind jedoch mit den gleichen Problemen konfrontiert, ohne daß es bei ihnen wie bei uns einen politisch so bedeutsamen Rechtsextremismus gibt. Es geht deshalb genau um die Art, wie in Frankreich Politik betrieben wird.

„Corriere della Sera“ (Mailand) schreibt: Dieser fette Monsieur Le Pen möchte gern der Sohn der Hölle sein, der Geist eines Dämons, das Werk einer verdammten politischen Alchimie. Er kommt sich vor wie ein Vampir, der das Blut jener Linken saugt, die auf die Straße geht. Le Pen hat die Stimmen jener Peripherie erhalten, die einst kommunistisch war, er wird gewählt von den elsässischen Bauern mit Schulbildung, die einst die Nazis bekämpften und eine unentwirrbare Mischung sind aus Frankreich und Deutschland. Er wird gewählt von den Reichen der Côte d'Azur. Und er hat die Armenviertel von Marseille auf seiner Seite, die die „Schlimmsten“ ganz Frankreichs sind. Der Rassist Le Pen ähnelt sehr Umberto Bossi. Denn der heutige Rechtsextremismus in Europa ist nicht ein Wiederaufwallen, ein Erbrechen, eine Gastritis der Geschichte, sondern ein böses Gewächs der Moderne, eines neuen urbanen Terrors, eines Stammes-Nativismus.

„Le Monde“ (Paris) schreibt zum Konvergenzbericht der Bundesbank für den Euro: Kassandra hatte immer recht, ob sich ihre Voraussagen erfüllten oder nicht. Im letzteren Fall konnte sie behaupten, es sei ihren Warnungen zu verdanken, daß das angekündigte Unglück verhindert werden konnte. Jenseits des Rheins nennt sich Kassandra Hans Tietmeyer. Der Präsident der Bundesbank hat seine Mission erfüllt, indem er Kanzler Kohl seinen Bericht über die wirtschaftliche Konvergenz der EU-Länder übergab. Hätte er sich selbst zugehört, hätte er wohl vorgeschlagen, die Währungsunion mit nur fünf Ländern zu starten: Dänemark, Finnland, Irland, Luxemburg und Großbritannien – die einzigen, die laut der Bundesbank eine „vorbehaltlos“ gesunde Haushaltssituation vorweisen können. Leider gehören Dänemark und Großbritannien nicht zu den Kandidaten. Der Euro wird daher mit elf gemacht.