: Polizeieinsatz bei anderen Schulen umstritten
■ Die Razzia der Polizei in der Zehlendorfer Leistikow-Hauptschule wurde nur von der Leiterin einer Weißenseer Hauptschule begrüßt. Wichtig sei Vertrauen zwischen Lehrern und Schülern
Die Polizeirazzia in der Zehlendorfer Leistikow-Hauptschule ist bei den Rektoren anderer Hauptschulen auf sehr zurückhaltende Reaktionen gestoßen. Wie berichtet waren am vergangenen Dienstag 88 Siebt- und Achtkläßler von einer Polizeihundertschaft nach Waffen und Drogen durchsucht worden. Acht wurden in Handschellen abgeführt.
Der Rektor der Leistikow- Hauptschule werde schon seine Gründe gehabt haben, daß er zu so einem „extremen Mittel“ gegriffen habe, hieß es. Aber in der eigenen Schule brauche man keinen Mannschaftswagen, um gewalttätige Schüler im Zaum zu halten, sprach der Rektor der Charlottenburger Pommern-Hauptschule, Dieter Hohn, seinen Kollegen aus der Seele. Nur die Rektorin der einzigen Hauptschule in Weißensee, Carla Werkentin, zeigte unverhohlene Zustimmung. „Als demonstrativer Akt angesichts des täglichen Wahnsinns an den Hauptschulen könnte so ein Einsatz Wunder wirken.“
Die Rektorin der einzigen Wilmersdorfer Hauptschule, Margarete Straub, hat beobachtet, daß der Polizeiaufmarsch in der Zehlendorfer Hauptschule über die Bezirksgrenzen hinweg Wirkung gezeigt hat. „Meine Schüler waren zutiefst erschrocken und ganz besorgt, daß die Polizei nun auch zu uns kommt.“ Aber wenn jemand in der Schule mit 502 Schülern eine Razzia mache, dann seien es die Lehrer, betonte Straub. Es bestehe immer noch ein solches Vertrauensverhältnnis, daß bei Gefahr im Verzuge genügend Tips aus der Schülerschaft kämen. „Beim Thema Gewalt muß man hinterhersein wie der Teufel hinter der armen Seele.“ Sobald ein Verdacht aufkomme, ließen sich die Lehrer den Inhalt der Schultaschen zeigen, notfalls in Gegenwart eines Kontaktbereichsbeamten.
Fast alle Rektoren betonten, daß zwischen den örtlichen Polizeiabschnitten und den Schulen eine gute Zusammenarbeit erfolge und Beamte in den Klassen Anti-Gewalt-Trainigsprogramme durchführten. Aufgrund großer Probleme mit schulfremden Personen sind viele Schulen inzwischen abgeschlossen. Die Rektorin der Neuköllner Rütli-Hauptschule, Brigitte Pick, betonte, daß sie eine Polizeirazzia nur dann veranlassen würde, wenn die Konflikte von außerhalb an die Schule herangetragen würden. „Meine eigenen Schüler überprüfe ich selbst, weil ich glaube, daß ich sonst meine Autorität verlieren würde.“ Der Rektor der Neuköllner Anna-Simsen- Hauptschule, Dieter Schwenke, preist die konsequente Linie des Kollegiums bei Gewalttätigkeiten: In diesem Jahr seien deshalb bereits 16 Schüler von der Schule geworfen worden. „Man muß klarstellen, daß die Schule kein rechtsfreier Raum ist. Ein Polizeieinsatz war dazu noch nicht erforderlich.“ Plutonia Plarre
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