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■ Orwo: Nur ein Viertel der Jobs zu rettenKleine Hoffnung für den Filmmaterial-Hersteller

Wolfen (taz) – Trotz Konkursverfahren und hoher Schulden könnte Orwo, einst wichtigster osteuropäischer Produzent von Filmmaterial, doch gerettet werden. Dem vom Gericht bestellten Zwangsverwalter (Sequester) Volkhard Frenzel zufolge gibt es Kaufinteressenten – sie wollen aber mehr als drei Viertel der Angestellten entlassen.

Noch vergangene Woche sah es so aus, als sei die Filmfabrik Orwo AG in Wolfen dem Untergang geweiht. Am 19. März hatte der Vorstand die Gesamtvollstreckung beim Amtsgericht beantragt. Die Gründe: Der hochmoderne Maschinenpark war weit weniger als zur Hälfte ausgelastet, für die Orwo-Produkte gab es keinen entsprechenden Absatzmarkt, Rohmaterialien wurden zu teuer eingekauft. Die Preise für Filme und Dienstleistungen waren entsprechend hoch. Der Schuldenpegel hält sich schon länger im zweistelligen Millionenbereich. Die Bayrische Hypobank zog schließlich zugesagte Kredite zurück. Auch der Bund und das Land Sachsen-Anhalt signalisierten, kein Geld geben zu wollen.

Dennoch ist Sequester Volkhard Frenzel zuversichtlich, die Firma nicht zerstückeln zu müssen. „Wir haben interessante Kaufangebote vor allem aus Westdeutschland“, erklärte er gegenüber der taz. 130 bis 140 Arbeitnehmer der 178 Köpfe zählenden Belegschaft müßten allerdings entlassen werden. „Nur dann ist Orwo marktwirtschaftlich sinnvoll zu führen“, sagte Frenzel. In Vorwendezeiten arbeiteten rund 15.000 Menschen für den Filmhersteller.

In spätestens drei Monaten will Frenzel Orwo abgewickelt haben. „Der Käufer soll vor allem einen guten Absatzmarkt vorweisen“, sagt der Sequester, „damit der Standort längerfristig gesichert bleibt.“ In der Vergangenheit stand Orwo schon oft vor dem Aus. Nur durch radikale Personalkürzungen konnte der Standort gehalten werden. Frenzel sagt trotzdem: „Orwo ist noch nicht tot.“ Thorsten Denkler

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