Am Abwrackdock vorbei

■ Denkmalschutz verfügt: Historischer Alsterdampfer „Aue“bleibt erhalten

Erfolg für den Verein „Alsterdampfschiffahrt“: Die 72 Jahre alte Museumsbarkasse „Aue“wird nun doch nicht verschrottet. Nur wenige Stunden vor Rückgabe des historischen Alsterdampfers an die Alster Touristik (ATG) revidierte die Reederei ihre Verschrottungs-Pläne und sagte die letzte Tour ins Abwrackdock ab.

Der Hintergrund der Kehrtwende: Das Denkmalschutzamt hat die „Aue“am Montagabend unter „vorläufigen Denkmalschutz“gestellt. Sechs Monate haben die Denkmalschützer nun Zeit, um endgültig über den Erhalt der Alsterrarität zu entscheiden. Matthias Kruse, Vorsitzender des Vereins Alsterdampfschiffahrt, war gestern sichtlich erleichtert: „Es hat sich gezeigt, daß es in Hamburg nicht so einfach möglich ist, ein Museumsschiff zu verschrotten.“

Der Verein hatte die „Aue“1990 von der ATG als Leihgabe übernommen und seither mit Eigenmitteln restauriert und instandgehalten. In den Saisonmonaten fanden regelmäßige Alsterfahrten mit dem Dampfer statt. Daß die ATG auf der Rückgabe der „Aue“besteht, können die SchiffsliebhaberInnen durchaus verstehen. „Doch wir konnten nicht akzeptieren“, so Kruse, „daß das Schiff verschrottet werden sollte.“

Die „Aue“sei eines der wenigen „intakten, anschaulichen und milieugerechten“Originale aus der Geschichte der Alsterschiffahrt. Die Barkasse ist seit 1926 ohne Unterbrechung auf der Alster im Einsatz, zunächst als Linienschiff. In den Nachkriegsjahren wurde sie von der britischen Besatzungsmacht zum Patrouillenboot umfunktioniert. Zuletzt fungierte sie als historischer Ausflugsdampfer.

Dennoch bleibt bei Matthias Kruse ein „mulmiges Gefühl“, da die Zukunft des alten Linienschiffes weiterhin unklar ist. Der Funkverkehr zwischen Verein und ATG ist wegen des Verschrottungs-Streits abgebrochen. Kruse: „Die Atmosphäre ist frustig.“Man wisse nicht, was nun mit dem Schiff passiere und ob es „wieder in Fahrt gesetzt“werden könne. Kruse hofft, daß die Nachfrage der Alstertouristen letztlich entscheidet: „Eine Abstimmung darüber, ob der Einsatz eines historischen Schiffes erwünscht ist, muß mit den Füßen erfolgen!“Die ATG war gestern zu keiner Stellungnahme in Sachen „Aue“bereit. Kai von Appen