piwik no script img

„Zwangsröntgen“ selten

■ Altersbestimmung: Stahmer verzichtet. Die Justizverwaltung läßt Ausnahmefälle zu

Nach der Kritik der Bundesärztekammer, die ethische und methodische Vorbehalte geltend gemacht hatte, verzichtet die Jugendverwaltung seit 1995 auf Röntgenuntersuchungen zur Bestimmung des Alters von Asylbewerbern, die nicht im Besitz von Ausweispapieren sind. Das Alter spielt eine große Rolle, da Jugendliche, die das 16. Lebensjahr überschritten haben, einen eigenstädigen Asylantrag stellen müssen und sofort abgeschoben werden können. Die Jugendverwaltung greift auf sozialpsychologische Untersuchungen zur Altersfeststellung zurück. Röntgenbilder sind laut Ärztekammer nicht aussagekräftig, da sich der Knochenbau je nach ethnischer Herkunft unterscheiden kann. Herrschen Zweifel am Alter eines Straftäters, kann die Staatsanwaltschaft einen Gerichtsbeschluß erwirken, um feststellen zu lassen, ob ein Jugendlicher bereits strafmündig ist oder ob ein Delinquent nach dem Erwachsenenstrafrecht zu behandeln ist. Die Staatanwaltschaft kann auch auf das strittige Verfahren verzichten. „Die Röntgenmethode ist zwar nicht an der Tagesordnung, jedoch wird ab und zu darauf zurückgegriffen“, hieß es unverbindlich aus der Justizverwaltung. Letztmalig wurde auf das Verfahren im Fall von Jasmin O. angwandt. Der jugendliche Straftäter ist laut Ausweis erst 13 Jahre alt. kaz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen