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„Hertha-Pfennig“ für neues Stadion

■ Senat plant neue Fußballarena auf dem Flughafen Tempelhof

Statt der umstrittenen Sanierung des maroden Olympiastadions will der Senat ein neues Stadion bauen lassen – finanziert über eine Umlage auf die Bevölkerung. Mit dem sogenannten „Hertha- Pfennig“ soll ein Großteil der geschätzten 630 Millionen Mark aufgebracht werden, mit denen das Land ein neues, 60.000 Zuschauer fassendes Stadion auf dem Gelände des Flughafens Tempelhof bauen will. Entsprechende Pläne wurden gestern intern aus der Finanzverwaltung bestätigt.

Die Idee des „Hertha-Pfennigs“ stammt vom Bau- und Ex-Sportsenator Jürgen Klemann (CDU). Demnach soll ähnlich dem Solidaritätsbeitrag und dem „Kohlepfennig“ für „eine zu befristende Zeit von etwa fünfzehn Jahren“ eine Abgabe an die Lohnsteuer gekoppelt werden, heißt es in einem Brief aus dem Hause Klemann. „Die Gewährleistung eines Ortes, an dem erstklassiger Sport geboten wird, ist eine landesweite Aufgabe“, so der Brief weiter.

Die Bauverwaltung rechnet mit Einnahmen von jährlich etwa 23 Millionen Mark. Das Konzept schlägt vor, die Steuersätze auf Hertha-Fanartikel und Eintrittskarten zu den Spielen ebenso drastisch zu erhöhen wie die Parkgebühren am Stadion. Außerdem solle der Verein durch einen Gang an die Börse selbst Kapital aufnehmen und in das Projekt investieren. Bei Erreichen eines gewinnträchtigen Uefa-Cup-Platzes am Ende der Saison schließlich soll Hertha BSC selbst zur Kasse gebeten werden. Die Auslastung des Stadions soll an Wochentagen durch einen mobilen „Fun- und Erlebnispark“ gesichert werden. „Man muß den Fans klar sagen: Entweder so, oder es gibt bald keinen Bundesligafußball mehr und auch keine Fußball-WM 2006 in Berlin.“

Noch vor einer Entscheidung über den „Hertha-Pfennig“ gibt es bereits Streit um die Verteilung der potentiellen Einkünfte. Eine private Vorfinanzierung des Mega-Projekts wird von Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) als „Schattenhaushalt“ abgelehnt. Die Finanzverwaltung verlangt dagegen, einen Teil des Geldes zur Haushaltssanierung abzuführen, wie Sprecher Dirk Wildt sagte. Hertha-Präsident Zemaitat will mit einem Teil der Abgabe neue Spieler kaufen: „Wenn die Fans schon zahlen, sollen sie auf dem Rasen davon auch was sehen.“

Harschen Widerspruch hat der Plan bei der Opposition und dem Bund der Steuerzahler (BdSt) hervorgerufen. Vom „finanzpolitischen Offenbarungseid“ sprach die grüne Finanzpolitikerin Michaele Schreyer. Karl Pfennig vom BdSt erklärte: „Es ist überhaupt nicht einzusehen, daß alle Berliner für das Vergnügen einiger weniger Fußballfans zahlen sollen.“ Man werde dagegen „notfalls bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen“, so Pfennig. taz

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