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Runder Tisch aufgelöst

■ Ini „Erste Hilfe Sternschanze“stieg aus: „Von Behörden blockiert worden“

Der „Runde Tisch Sternschanze“ist geplatzt. Die Initiative „Erste Hilfe für die Sternschanze“ist nach einem Jahr ausgestiegen. Damit ist das Gesprächsprojekt zwischen Initiativen und Behörden am Ende.

Der Versuch, die Drogenpolitik zu verbessern und rassistischen Tendenzen im Stadtteil entgegenzuwirken, sei von den zuständigen Behörden blockiert worden, rügte gestern Julius Krause, Teilnehmer des „Runden Tisches“. Entscheidungsbefugte VertreterInnen seien nicht einmal der Einladung zum Gespräch gefolgt – etwa der Drogenbeauftragte Horst Bossong oder der Leiter des Bezirksamtes Mitte. „Wir wurden mißbraucht, um die AnwohnerInnen zu befrieden.“Auch Schanzen-Anwohnerin Ingeborg Glock hat erfahren: „Das einzige, was sich im Viertel bewegt, ist die Polizei.“

Das ist momentan auch rund um die Rote Flora zu beobachten, wo PolizistInnen massiv gegen DealerInnen und HändlerInnen vorgehen. Die AktivistInnen des alternativen Stadtteilzentrums Rote Flora lassen sich jedoch nicht in „polizeiliche Vertreibungsszenarien“einbinden. Einem Gesprächsangebot der Revierwache 16 erteilten sie gestern eine klare Absage. Daß die Polizei „Repräsentantin von ausgrenzender Repression“sei, habe sich in der vergangenen Woche gezeigt: Parallel zum Gesprächsangebot an die FloristInnen habe es für Junkies und DealerInnen Platzverweise und Paßkontrollen gehagelt.

Erforderlich sei keine polizeiliche, sondern eine politische Lösung – insbesondere die Legalisierung sogenannter „harter“Drogen. Die „Doppelmoral“, einerseits Junkies als Kranke zu betrachten, andererseits die HändlerInnen, die sie mit ihrem Stoff versorgen, zum „Inbegriff der Bedrohung“hochzustilisieren, habe zur angespannten Lage im Schanzenviertel geführt.

Doch allein hinter verbalen Forderungen dürfe man sich nicht verstecken, mahnte ein Rotflorist – besonders, weil seit gestern der FixStern seine Öffnungszeiten reduziert hat. An der Rückseite der Flo-ra wurde bereits vorigen Herbst ein windgeschützter Raum errichtet, in dem Konsum und Handel geduldet werden. „Besser, die Szene sammelt sich hier, als in Grünanlagen und Hauseingängen.“Zusätzlich hätten RotfloristInnen Erste-Hilfe-Kurse besucht, um Junkies im Notfall versorgen zu können. Mit dem nahegelegenen Fixstern wurden Gespräche aufgenommen. „Wir sind jedoch keine Drogenhilfeeinrichtung“, erinnerte ein Rotflorist und mahnte die Einrichtung weiterer Druckräume an, wie sie gestern auch die GAL gefordert hat. Elke Spanner

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