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Durchs DröhnlandKindermörder-rauchen-Reval-Geboller

■ Die besten und schlechtesten, die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Wenn Prodigy eine Schweinerockband waren, die den Tanzboden als lukrativeres Feld eroberte, dann sind Junkie XL derselbe Ansatz, auf den Kopf gestellt: ein Elektronikbastler, der sich von ein paar Muckern mit Fetzfaktor die Gitarrenriffs einspielen läßt. Zusätzlich beauftragte der Amsterdamer Egomane Tom Holkenberg den Sänger der benachbarten Urban Dance Squad, Pionieren des handgemachten HipHop, mit dem Verfassen und Vortragen einiger Raps. Die genrefremden Einflüsse ordnen sich allerdings ganz eindeutig den Big Beats unter, und die sind sehr, sehr big. Das donnert platschbummmächtig, so richtig stumpf, daß der letzte noch im Takt wackeln kann.

3.4., 21 Uhr, SO36, Oranienstraße 190, Kreuzberg

Slick haben sich zwar zuletzt auf einer Mini-LP einige ihrer Stücke remixen lassen, aber schlußendlich bleiben die drei vom Prenzlauer Berg alte Rocker. Was dann natürlich wieder keine so schlechte Voraussetzung ist, vielleicht doch noch Prodigy zu werden (s.a. weiter oben). Solange es nicht soweit kommt, spielen sie weiter ihren an der Grenze zum Monotonen entlang turnenden Knödelrock, den man wahrscheinlich sogar Avantgarde nennen darf, ohne von der Band dafür verprügelt zu werden.

4.4., 21.30 Uhr, Schoko-Laden Mitte, Ackerstraße 169/170

„Manchmal ist sie seltsam“ hätte den letzten Sommer gerettet, wäre der noch zu retten gewesen. Möglicherweise die letzte historische Tat von Lee Buddah. Aber vielleicht werden sie auch berühmt. Den HipHop dazu haben sie, der ebenso souverän jazzig sein, wie er fröhlich schrammeln kann, und die Raps sind nie zu doof und selten zu anspruchsvoll. Bei den Dortmundern wird der Kinder-HipHop mit seinen freundlichen Samples endgültig zum Chartsfutter, nun gilt es, aus der Gnade des aktuellen HipHop- Daseins Kapital zu schlagen.

4.4., 22 Uhr, Knaack, Greifswalder Straße 224, Prenzlauer Berg

Am gar nicht so undenkbaren Crossover aus HipHop und Lou Reed versuchen sich The Mighty Sleepwalkers. Das belgische Trio beschränkt sich allein auf akustische Instrumente, aber fällt niemals in die Singer/Songwriter- Falle. Statt dessen klingt die vorsichtig groovende Coolness manchmal schon fast zu kitschig.

5.4., 22 Uhr, Tacheles, Oranienburger Straße 53–56, Mitte

Wäre man böswillig, könnte man Pitchshifter vorwerfen, auf den Zug springen zu wollen, mit dem Prodigy gerade ihre Schätze in Sicherheit bringen. Denn das Quintett aus Nottingham existiert bereits seit zehn Jahren, hat aber erst unlängst Drum 'n' Bass entdeckt und legt nun unter seine knallenden Gitarrenriffs ein zusätzliches Inferno aus stroboskopartigem Geboller, dessen vornehmste Aufgabe die Verursachung von Herzrhythmusstörungen zu sein scheint. Hier sind Industrial und auch Punkrock endgültig in den 90ern angekommen.

6.4., 22 Uhr, Knaack

Nicht allzu viele Bands wagen sich aus der autistischen Dark- Wave-Szene heraus, Das Ich geben sich zumindest Mühe. Sie produzieren ab und an mal eine Metal-Band, versuchen aber, dieselbe Intensität ausschließlich mit elektronischen Mitteln zu erreichen. Das Ergebnis ist Industrial ohne schleifende Geräusche, letztlich also doch wieder nur das branchentypische Kindermörder- rauchen-Reval-Geboller.

7.4., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz, Schöneberg

Nicht wundern, wenn ihr diesen Termin nirgendwo sonst angekündigt findet, sondern fühlt euch geehrt, daß Fischmob vor allem taz-Leser als Gäste der Party sehen wollen, die das Erscheinen ihres neuen Werks „Power“ feiert. Die notorischen vier aus Flensburg haben darauf ihre kleine Welt aus HipHop- und Schrammelpop-Versatzstücken glücklicherweise nur unwesentlich den Markterfordernissen angepaßt und statt dessen noch ein paar verschlurfte Hymnen aufgenommen.

8.4., 21 Uhr, Glashaus (hinter der Arena), Eichenstraße 4, Treptow

Nach seinem ganz persönlichen All-Star-Album hat sich Mike Watt nun wieder auf die ihm aus Minutemen- und fIREHOSE-Zeiten bekannte Triostruktur zurückgezogen. Nur daß er erstmals ganz eindeutig allein das Sagen hat. Und ein Konzeptalbum gemacht hat, das im Maschinenraum eines Kriegsschiffs spielt. Was sich wohl als Metapher auf seine früheren Bands lesen soll. Mal abgesehen davon, daß Konzeptalben meist ein eher ungutes Zeichen für das jeweilige Genre sind, ist Watt mit „Contemplating The Engine Room“ eine Platte gelungen, die ein wenig an die Soloversuche von Ringo Starr erinnert: Eine bisher relativ unbekannte Onkel- Stimme suhlt sich in vertrauten Harmonien und erzählt von der guten alten Zeit. Seinem Bass hat Watt dabei mal wieder reichlich Auslauf gewährt.

8.4., 20.30 Uhr, Loft

Auch in Göttingen kann man sich offensichtlich manchmal ganz schön amerikanisch fühlen. Ginge es nach Bright & Clear Ltd., läge das beschauliche Universitätsstädtchen mitten in den Weiten des Mittleren Westens und hätte keine kulturellen Sensationen zu bieten. So jedenfalls schwelgen die Gitarren in ausführlicher Breite, während eine elegische Stimme die Liebste beschwört, nun endlich zu sagen, daß sie den Sänger doch liebt. Sojus dagegen scheppern daher, als wäre ihr Raumschiff im Prenzlauer Berg nur notgelandet. Ein wenig B-52's, ein wenig Hamburger Schrammelpop, aber vor allem viel Hoffnung auf bessere Zeiten.

9.4., 22 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Prenzlauer Berg Thomas Winkler

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