: Kottmair am Leipziger Platz vor Aus?
■ Investor Kottmair erhält letzte Frist, Geld für Rossi-Projekt am Leipziger Platz aufzutreiben. Vertragsauflösung kostete TLG Millionen
Ohne Moos nichts los. Auch nicht am Leipziger Platz. Wenn das Münchner Investorenehepaar Peter und Isolde Kottmair bis gestern nacht um 24 Uhr nicht 35 Millionen Mark auf das Konto der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft TLG überwiesen hat, wird der Kaufvertrag für das 27.000 Quadratmeter große Grundstück am Leipziger Platz aufgelöst. So lautet jedenfalls eine allerletzte Frist, die die TLG den Müchnern gesetzt hat.
Die Kottmairs hatten das Grundstück 1995 für 310 Millionen Mark gekauft. Daß die zum 1. Oktober letzten Jahres fällige erste Rate des Kaufpreises noch immer nicht bezahlt wurde, begründeten die Kottmairs mit dem Streit um die Sanierung des maroden Tunnels der U-Bahnlinie 2 sowie noch immer ungeklärten Eigentumsverhältnissen auf einzelnen Grundstücken des Areals.
Tatsächlich dürfte jedoch die finanzielle Situation des Investorenpaars der Grund für die schlechte Zahlungsmoral sein. Wegen des hohen Kaufpreises und der fallenden Immobilienpreise, so heißt es aus Insiderkreisen, fanden die Kottmairs keine Bank, die ihnen den Kaufpreis finanziert. Und der Kapitalnachweis einer internationalen Investorengruppe in Höhe von 350 Millionen US-Dollar, den Kottmair als Referenz anführt, wird von der TLG nicht anerkannt.
Um eine „Rückabwicklung“ des Kaufvertrags durch die TLG in allerletzter Minute doch noch abzuwenden, hat Peter Kottmair am Wochenende auf seine „bayerischen Kanäle“ zurückgegriffen. Im Gespräch mit Bundesfinanzminister Theo Waigel, dem obersten Dienstherr der TLG, versuchte Kottmair noch einmal auf die Bedeutung des „Bayerischen Projekts“ mit der Architektur von Aldo Rossi hinzuweisen. „Wir sind guter Dinge“, sagte Kottmair optimistisch, „daß die Frist noch einmal verschoben wird.“
Ob sich die TLG freilich auf immer neue Finanzierungsvorschläge der Investoren, darunter ein Joint- venture mit der TLG selbst oder eine Ko-Finanzierung mit einem belgischen Investor, hinter dem zahlreiche Wertpapieranleger stehen, einlassen wird, ist fraglich. Zwar weigert sich die TLG offiziell, zu dem Vorgang Stellung zu nehmen. Bekannt ist aber, daß die Verkäufer längst Kontakt zu anderen möglichen Käufern aufgenommen haben. Ganz so einfach dürfte eine Auslösung des Kaufvertrags durch die TLG aber auch nicht sein. Zum einen würde Kottmair Schadenersatzansprüche in Höhe der Vorleistungen von 33 Millionen Mark geltend machen. Zum anderen ist der Marktpreis des Grundstücks längst auf 200 Millionen Mark gefallen. Ohne eine Einigung, wer die auf 45 Millionen Mark veranschlagten Kosten der Reparatur des U-Bahn-Tunnels übernimmt, dürfte wohl kein neuer Käufer zu finden sein. Uwe Rada
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