: Oberbürgermeister für Leipzig
■ betr.: „Eine Aufgabe, die heraus fordert“, taz vom 2. 4. 98
Wenn in einem Bericht der taz über die Oberbürgermeister-Wahlen in Leipzig der Kandidat der real existierenden Sozialdemokraten als einziger mit Pressefoto abgebildet wird, stellt sich die Frage, ob dieser Beitrag wirklich von einem gestandenen Journalisten stammt oder eher aus der Feder eines Lohnschreibers aus dem SPD- Parteibüro. [...] In dem Beitrag wird Werner Schulz von Bündnis 90/Die Grünen, der einzige auch bundesweit profilierte OB-Kandidat in Leipzig, als einziger Bewerber von taz-Autor Toralf Staud regelrecht niedergemacht. Warum eigentlich?
Ich kenne Herrn Schulz nicht persönlich. Jedoch wurde ich zufällig 1990 anläßlich der Kommunalwahlen von Verwandten in Sachsen zu einer Veranstaltung mitgenommen, bei der Vertreter aller zur Wahl zugelassenen politischen Gruppierungen ihre Position darlegten. Der für meine Westohren anstrengend sächselnde Vertreter des Neuen Forums redete dem Publikum nicht nach dem Mund und hatte trotzdem im wohltuenden Kontrast zu manch durchsichtigen Geschäftemachern die schlüssigsten Argumente. Daß dieser es mittlerweile zum Parlamentarischen Geschäftsführer der grünen Bundestagsfraktion und Oberbürgermeister-Anwärter brachte, realisierte ich jetzt acht Jahre später zufällig anhand von Fotos in einer Leipziger Zeitung. Es bestärkt nachträglich meine Hoffnung, daß die politische Landschaft offenbar nicht überall gnadenlos zubetoniert ist. [...] Jochen Koehler, Mainz
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