: Berühmte Schauspieler in schönen Kostümen
■ Mißgelaunte Starriege: Randall Wallace' Debüt „Der Mann in der eisernen Maske“
Seit zwei Wochen blicken einem fünf grimmige Herren von diversen Litfaßsäulen entgegen, deren Namen auch diejenigen zum Kauf einer Kinokarte verführen sollen, die sich allein von der Tatsache, daß hier Kostümiertes rund um den Drei-Musketier-Mythos geboten wird, nicht ins Kino locken lassen. Zugegeben: Die Namen Irons, Byrne, Malkovich, Depardieu versprechen Hochkarätiges, und DiCaprio fiel in Baz Luhrmanns Popmärchen „Romeo und Julia“ ja durchaus positiv auf – und war er nicht auch an Bord der „Titanic“? Doch was sich die Berühmtheiten im Regiedebüt des Drehbuchautors Randall Wallace („Braveheart“) leisten, wirkt nur wie eine weitere Intrige in der an Intrigen nicht armen Geschichte, die unter dem Titel „Der Mann in der eisernen Maske“ läuft. Freilich ist es eine Verschwörung gegen den Regisseur.
Während Irons (Aramis) und Malkovich (Athos) mit verkniffenen Mienen nur einige müde Manierismen zum besten geben, versucht DiCaprio zwar manchmal den diffizilen, zwischen Herrschsucht und galanter Höflichkeit schwankenden Charakter von Ludwig XIV. herauszuarbeiten, doch die meiste Zeit schaut er inmitten des galanten höfischen Treibens eben nur mit Schmollmund in die Kamera.
Am frechsten verhält sich allerdings Depardieu (Porthos), der gutgelaunt mit den albernsten Faxen beweist, daß er für eine hohe Gage noch lange keine Schauspielkunst abliefern muß. Nur Gabriel Byrne als d'Artagnan und Anne Parillaud als Königin Anne nehmen ihren Part ernst und wagen es, die Leidenschaft einer Liebe zu zeigen, die die Staatsräson nicht erlaubt.
Das sind die wenigen Augenblicke des Films, in denen erkennbar wird, was Randall Wallace vorhatte: nämlich die völlig unironische Renaissance des Mantel-und- Degen-Films aus amerikanischer Produktion als gefühlsintensives Historienkino mit märchenhaften Zügen. Wenigstens zwei im Stab haben außer ihm noch dran geglaubt. Selbstverständlich Kostümbildner James Acheson („Gefährliche Liebschaften“, „Der letzte Kaiser“), der die köstlichen Roben mit viel Liebe zum barocken Detail hergestellt hat, und Cronenberg-Kameramann Peter Suschitzky, der diese Productions values in brillante Bilder packte. Leider gucken DiCaprio und Konsorten in denen ziemlich dumm aus ihrer piekfeinen Wäsche. Christian Loeffelbein
„Der Mann in der eisernen Maske“. Regie: Randall Wallace. Mit Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich, Gérard Depardieu, Gabriel Byrne, Anne Parillaud. USA 1997, 130 Min.
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