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Nachgefragt„Immer noch wichtig“

■ Der „Ostermarsch“muß sein, findet Ekkehard Lentz vom Friedensforum

Alle Jahre wieder ruft das Bremer Friedensforum zu den Osteraktionen auf. Am heutigen Samstag soll es um 11 Uhr auf dem Marktplatz eine „öffentliche Unterschriftenmalaktion“gegen das geplante Rekrutengelöbnis am 9. Juni geben. Wir sprachen mit dem Sprecher des Friedensforums Ekkehard Lentz über Höhen und Tiefen der Proteste der Friedensbewegung.

taz: Sie haben am Samstag auch die Ostermaschierer der ersten Stunde zu einem „Kundgebungstrialog“eingeladen. Beschleicht Sie Wehmut über die alten Zeiten, als noch Tausende auf der Straße waren?

Ekkehard Lentz, Sprecher des Bremer Friedensforums: Wehmut nein, sondern Freude und Erinnerung zugleich, weil der Ostermarsch Anfang der 60er Jahre ja auch nicht mit großen Teilnehmerzahlen gesegnet war. Das hat sich erst in den 80ern im Zuge der Raketenstationierungen verändert. Außerdem bin ich ein Gegner davon, Demonstrationen nur nach der Masse zu beurteilen.

Aber im Jahr 1992 haben Sie selber gesagt, daß es Ihnen zu peinlich ist, auf dem Marktplatz zu Ostern nur mit so wenigen Leuten zu stehen.

Ich habe dafür auch in den eigenen Reihen Rüffel bekommen, weil einige gesagt haben: Selbst wenn es auch nur so wenige sind, sollte man auf bestimmte Traditionen auch nicht verzichten.

Sie haben Ihre Meinung dann also wieder geändert?

Die Äußerung 1992 passierte in einer Frustphase. Wir hatten uns dann aber später entschieden, doch mit Aktionen weiterzumachen – ohne auf die Teilnehmerzahlen zu achten.

Aber macht es nicht doch etwas aus, wenn nur wenige kommen?

Die Probleme haben sich für viele Leute einfach verändert, sie werden nicht mit dem Thema Frieden personifiziert, sondern mit der eigenen wirtschaftlichen Situation. Dabei steht vieles natürlich in engem Zusammenhang, wenn Gelder für die Rüstung verschwendet werden. Das Geld fehlt dann an anderen Stellen. Viele Freunde, die früher in der Friedensbewegung waren, fragen mich aber schon: Warum bist du eigentlich noch immer dabei? Muß das denn sein?

Und was antworten Sie?

Daß ich es nach wie vor wichtig finde. Wir wollen an Ostern ein tradionsgemäßes Treffen, wo wir deutlich machen, daß es Friedensbewegte gibt, die auch heute noch etwas zu sagen haben.

Und was haben Sie zu sagen?

Der Trend geht doch heutzutage dahin, mit militärischer Gewalt auch wirtschaftspolitische Interessen durchzusetzen. Da muß es weiter Leute geben, die davor warnen. Außerdem wollen wir gegen den Eurofighter protestieren. Wir fordern von einer neuen Bundesregierung – für die wir ja auch eintreten – daß sie den Baubeschluß wieder rückgängig macht.

Sie wollen Ostern auch gegen das Rekrutengelöbnis angehen. Meinen Sie, daß das ein paar Leute auf die Straße bringt?

Ich hoffe das. Die Erklärung, die wir dazu vorbereitet haben, haben schon einige unterzeichnet. Und wenn es zum Gelöbnis kommt, ist klar: Wir werden uns da treffen und Protestaktionen beraten. Fragen: Katja Ubben

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