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Wollschlieren, verteilt wie Rührei

In der Meldorfer Spinnerei sieht es aus, als habe jemand einen Riesenpott Rührei verschüttet. Überall zwischen den ratternden Maschinen liegt Schafwolle in gelb-weißen Schlieren auf dem Steinfußboden. „Die Wolle ist gewaschen und soll hier trocknen“, erklärt Jürgen Sattler. „Wir nutzen eben jede Stelle unseres Betriebes optimal aus.“

Der 57jährige Tuchmacher betreibt die Spinnerei und Weberei in der dritten Generation. Sein Großvater hat die Firma 1909 gegründet; heute ist sie die letzte ihrer Art an Schleswig-Holsteins Westküste. In verwinkelten Räumen, die im Lauf der Jahre an die ursprüngliche Halle angebaut wurden, verarbeiten 10 MitarbeiterInnen grobe Wolle von Dithmarscher Schafen zu Fäden.

Die Schäfer liefern das, was sie ihren Tieren abrasieren, in großen, schmutzigen Ballen ab. In der Spinnerei werden die fettigen Batzen gewaschen – von Hand in einer Badewanne. Anschließend werden unterschiedliche Farben und Qualitäten gemischt. Aus dem gelblichen Ergebnis wird auf museumsreif aussehenden Maschinen ein grober Faden gesponnen, aus dem sich beispielsweise Socken machen lassen. In Meldorf wird das Garn darüber hinaus zu einem kleinen Kunstwerk verarbeitet: zu langen Stoffbahnen im Beiderwerk-Verfahren – ein für Dithmarschen typisches Handwerk.

Allein davon kann sich der Betrieb allerdings nicht mehr am Leben halten. Nebenbei weben die Angestellten Teppiche für eine dänische Firma und Decken für ein schwedisches Unternehmen. lno

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