: Wo sanft der Schwimmkran schaukelt
■ Museum der Arbeit plant Traditionsschiff-Hafen in Altona Von Heike Haarhoff
Manche Kulturgüter geraten einfach zu schnell in Vergessenheit. Dampfkesselheizen, Kähne-Anstreichen und Kohle-Schippen gehören dazu. „Wie früher im Holzhafen in Altona gearbeitet wurde, weiß heute kaum noch jemand“, sagt Achim Quaas, Oberkustos im Museum der Arbeit (MdA). Eigentlich peinlich für die Freie und Hafenstadt Hamburg. Dabei war es bis Mitte der 70er Jahre „Tradition“, daß der Frachtverkehr nach Helgoland über den Holzhafen abgewickelt wurde.
Diese graue Vorzeit möchten das Museum der Arbeit und der Verein „Ökologische Technik“ (Ökotech) den „Kulturbanausen“ wieder ins Gedächtnis rufen. Bei der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) legten sie jetzt ein Konzept für einen „Traditionsschiff-Hafen für Hamburg“ vor. Der soll an keinem geringeren Standort als dem Holzhafen selbst entstehen und „hat durchaus gute Chancen auf Realisierung“, bestätigt Steb-Sprecher Bernd Meyer.
Der Traditionshafen ist als „eine Art maritimes Freilichtmuseum“ konzipiert. „Wir betrachten uns nicht als Konkurrenz zum bereits existierenden Museumshafen Övelgönne“, betont Quaas. Im Gegensatz zu letzterem sollen die rund 30 Boote im Traditionshafen ganzjährig liegen; statt Segel- wird es vor allem Dampfschiffe geben: So richtig zum Anfassen und Fernweh kriegen schaukeln dann im Holzhafen unter anderem das Feuerlöschboot „Walter Hävernick“, die Barkasse „Otto Lauffer“ und der Schwimmkran „Karl Friedrich Steen“. „Denkbar wären Führungen für Gruppen und Workshops zur Hafengeschichte am Wochenende“, gibt Ökotech-Geschäftsführer Klaus Kössendrup einen Vorgeschmack auf die Aktivitäten, die in zwei oder drei Jahren starten könnten.
Sofern bis dahin die Finanzierung – die Kosten für das Projekt werden auf 20 bis 50 Millionen Mark geschätzt – gesichert ist. Im Frühjahr gründeten drei Privatpersonen, darunter Kössendrup, eine GmbH, die den Traditionshafen als „Sozialgesellschaft“ künftig betreiben will. Bis zu 20 Personen, die sich um die Bewachung und Pflege der Schiffe kümmern würden, könnten über das Programm „Gewerbewirtschaftliche Beschäftigungsbetriebe“ beschäftigt werden. Eine Chance zur Weiterqualifikation würde vornehmlich „schwer vermittelbaren Arbeitslosen“ gegeben.
Die Trägerschaft könnte beim Museum der Arbeit, aber auch der Kulturbehörde oder dem Amt für Strom- und Hafenbau liegen. „Wichtig ist, daß wir Sponsoren finden“, sagt Klaus Kössendrup. Aus der Steb wird signalisiert, daß von städtischer Seite wenig zu erwarten ist.
Bis Ende Oktober ist in Övelgönne (Mo bis Fr 11 bis 17 Uhr) ein Schwimmkran des MdA zu besichtigen (Tel.: 2984-2364).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen