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Gegen-kulturkonzert

■ Hamburgs Musikszene traf sich einen verlängerten Samstagnachmittag lang in Planten un Blomen

„Wo hat sich der Architekt verkrochen?“ So ähnlich lautet eine Textzeile der Band Die Sterne, die sich als Anspielung auf den Musikpavillon in Planten un Blomen lesen läßt. Monströs geschliffene Betonquader bilden eine Bühne, die sonst Kurkonzerte beherbergt. Für einen Samstagnachmittag sollte er Schauplatz der hiesigen Gegenkultur sein. Den Anfang machte das kammermusikalische Trio Ja König Ja, über die an dieser Stelle – und das beileibe nicht nur wegen des Sommerlochs – genug berichtet wurde. Überraschend kam dann noch Brüllen, das Trio um den Ex-Kolossale Jugend-Sänger Kristof Schreuf zum Zuge. Mit sperrigen Texten suchte Schreuf eher auf der paradigmatischen als auf der syntagmatischen Achse nach Wörtern, die seinem rastlosen Anrennen Ausdruck verleihen. Die Sinnsuche im gebrauchten Wortspiel. Allein das Gitarrenspiel, und das ist seit ihrer Gründung das Manko von Brüllen, mag ihm nicht gelingen. Schreuf drehte sich ohne rechten Widerpart um kaum mehr als sich selbst. So geriet der Auftritt als Hommage an einen Sänger, der die Hamburger Schule einst mit Sprache versorgte, und verlief sich in den Gartenstühlen, auf denen man in Reihe und Glied Platz nahm. Mit Die Sterne kam dann etwas Bewegung in das träge herumlungernde Publikum. Das lag vor allem an ihrer Rhythmusgruppe, die den deutschen Texten von Frank Spilka Tanzbeine machen. Thomas Wenzel am Baß und Christoph Leich an den Stöcken gaben einen feingesponnenen Groove vor. Und der hochaufgeschossene Spilka textete dazu im beigen Rüschenhemd vom authentischen Leben, vom Mißtrauen gegen die Regierung, von echt wichtigen Arschlöchern und natürlich vom „Universal Tellerwäscher“. Letzteres Stück schaffte es – obwohl ihr Label L'Age D'Or weit davon entfert ist, Anteile an Fernsehkanälen zu besitzen – sechs Wochen in die Heavy Rotation von Viva. Einen Eindruck, warum Die Sterne gerade recht erfolgreich sind, gab das Konzert, bei dem viele kostenlos vor den Pforten picknickten. Neben der Variationsbreite von Easy Listening bis Beat und Northern Soul, von fIREHOSE bis Paul Weller ist es vor allem die Neigung zum einprägsamen Refrain, der kathartisch auflöst. Als Spilka dann „Begebernd“ das Mikro überlies, war die Freude allerdings dahin. Bernd Begemann, der hoffnungslos überschätzte Liedermacher, sucht sich seit Jahren schon einfache Ziele und knödelt über Einfamilienhäuser und die Langeweile der Suburbia. Zusammen mit einem ausladenden Posing gab dies eine nur schwer verdauliche Mischung, die einen am Ende doch in die Fänge der Hareico-Würstchen trieb. Volker Marquardt

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