: Ethische Bereicherung
Ökologisches Investment entwickelt sich überdurchschnittlich gut ■ Von Ole Schulz
Nach ethischen Kriterien Geld anlegen – ist das überhaupt möglich? Sein Geld für sich arbeiten lassen, ohne einen Finger krumm zu machen – kann das moralisch vertretbar sein? Kritiker sagen etwa, daß der Preis der derzeitigen Aktien- Hausse eine hohe Arbeitslosigkeit sei. Oder man scheffelt wie der ungarische Exspekulant George Soros erst einmal Milliarden, um dann mahnend die Stimme zu erheben, daß sich „die Finanzmärkte zu weit von der Realität entfernt haben“.
Doch auch derjenige, der sein Geld gleich nur in Firmen anlegen möchte, die keine Schweinereien machen, und dem die Rendite allenfalls zweitrangig ist, hat es nicht einfach. Denn das Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen hat in Deutschland bislang noch keinen „ethischen“ Kapitalfonds, die es in den USA bereits seit vielen Jahren gibt, zugelassen – der Begriff ethisch sei zu schwammig und im Wirtschaftsleben nicht präzise zu überprüfen. Eine Ausnahme haben die Berliner Kredithüter allerdings gemacht: ökologische Geldanlagen. So investierten deutsche Anleger 1997 immerhin 1,2 Milliarden Mark in Spareinlagen bei Öko-Banken, grünen Investmentfonds und Beteiligungsgesellschaften in Unternehmen der Öko- Branche. Und angesichts der weltweit sprunghaft steigenden Kurse machen auch die Halter grüner Aktien überraschende Gewinne. Der Natur-Aktien-Index (NAX) zum Beispiel, der gemeinsam von Öko-Invest und der Zeitschrift Natur ermittelt (und monatlich in der taz veröffentlicht) wird, ist im vergangenen Jahr um sechs Prozent gestiegen und hat sich damit überdurchschnittlich gut entwickelt.
Wie grün sind nun aber die Unternehmen, bei denen man sein Geld mit guten Absichten und bestem Gewissen anlegen möchte? Nicht selten handelt es sich bei vermeintlich ökologischen Firmen um „End of the pipe“-Unternehmen – Betriebe, die bestehende Umweltschäden beseitigen, also von der Umweltverschmutzung profitieren (wie im Falle von Kläranlagen, Luftfiltern oder Müllbeseitigung). Manche Unternehmen werben auch mit einem ökologischen Image, obwohl der Umweltschutz nur einen kleinen Bereich der Konzernaktivitäten ausmacht. Öko-Fonds sollten daher Gremien haben, die über die Aktienauswahl wachen. Zu dem unabhängigen Anlagenausschuß des wohl strengsten grünen Investmentfonds, dem „Ökovisions“-Fonds der Frankfurter Ökobank, gehören etwa Vertreter des BUND, des WWF und des Ökotest-Magazins. Konsequenterweise wurden die Aktien des Brennstoffzellen-Herstellers „Ballard Power Systems“ abgestoßen, als Mercedes im Mai 1997 bei dem kanadischen Betrieb einstieg.
Wer sicher gehen will, daß sein Geld wirklich recourcensparend eingesetzt wird, kann vor allem auf regenerative Energien setzen – beispielsweise in Windkraftanlagen investieren: Durch zahlreiche Beteiligungen an einer Fonds KG kamen so im vergangenen Jahr die benötigten 32,5 Millionen Mark zusammen, um die Inbetriebnahme des Windkraftparks Uttgast II nahe der ostfriesischen Küste zu finanzieren. „Früher waren ökologische Geldanlagen ein Nischenmarkt. Heute investieren 30jährige Alleinstehende, über den 50jährigen Landwirt bis zu Volks- und Raiffeisenbanken“, weiß Michael Sommer vom grünen Emissionshaus Bobikiewicz & Partner GmbH, das zusammen mit der Ökobank das Projekt UttgastII realisiert hat. Das Hamburger Analyseinstitut „Check“ urteilte über die angestrebte Rendite von 8,76 Prozent pro Jahr: „Sicherheit: gut; Renditechancen: zufriedenstellend“.
Dieses Jahr planen die Ökobank und Bobikiewicz & Partner die Errichtung eines weiteren großen Windkraftparks: In der sächsischen Gemeinde Bockelwitz sollen bis Ende des Jahres zehn Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 15 Megawatt gebaut werden. „Die Rotoren werden in 67 Meter Höhe angebracht. Dort beträgt die Windgeschwindigkeit 6,9 Meter pro Sekunde – das ist ein Wert, der auch an der Küste kaum überboten wird“, so Sommer. Der Fonds, der voraussichtlich im Juni geöffnet werden soll, hat ein Volumen von 41,5 Millionen Mark. Die Mindestanlagensumme (je Kommanditeinlage) beträgt 20.000 Mark; mindestens zehn Prozent Rendite pro Jahr werden angestrebt – auch bei Kleinanlegern mit niedrigem Steuersatz. „Die Rendite läßt sich gut kalkulieren, weil die Netzbetreiber aufgrund des Stromeinspeisegesetzes Strom aus erneuerbarer Energie wie Wind zu festen Preisen abnehmen müssen“, erklärt Stefan Theis von der Ökobank.
Weitere Informationen über den Windkraft-Fonds Bockelwitz bei der Ökobank Frankfurt: Telefon (069) 25610152. Kontaktperson: Conny Fricke
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