piwik no script img

Ein Central-Park für Hamburg

Architektenkammer will am Hauptbahnhof einen Stadtpark bauen und den ZOB verlegen. Stadtentwicklungssenator blockt ab  ■ Von Florian Marten

Geht es nach dem Willen der Architektenkammer, dann könnte Hamburgs Innenstadt schon bald um ein interessantes Projekt reicher sein: Einen „Central-Park St. Georg“im Herzen der Stadt. Das heutige Auto-, Bus- und Gebrauchtwagendreieck vom Museum für Kunst und Gewerbe bis zum Berliner Tor soll als Dreiklang von Kunstpark, Central-Park und Stadtteilpark St. Georg eine neue Innenstadtentwicklung Richtung Osten einläuten. Der Verkehr würde auf die Kurt-Schumacher-Allee konzentriert. Steindamm und Adenauerallee müßten zu Kommunaltrassen zurückgebaut, die Kirchenallee dürfte, so die Konzeptskizze der Kammer, zum „Boulevard“aufsteigen.

Die Kammer fordert in ihrem Papier „eine integrierte, alle Bereiche der Stadtentwicklung umfassende Planung“und einen offenen Wettbewerb für den „Central-Park“sowie einen neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Der neue ZOB, so zeigt schon die Central-Park-Konzeptskizze, könnte mit fünf statt heute dreizehn Bahnsteigen erheblich kompakter gestaltet und damit auch verlegt werden: entweder in die Kirchenallee, auf den Hachmannplatz oder als Deckel auf den Transrapidbahnhof südlich des Hauptbahnhofs.

Die Idee zu diesem Park ist nicht neu. Bereits Anfang der 80er Jahre empfahl der renommierte Unesco-Stadtplaner Abraham Beer während einer Gastprofessur in Hamburg, die Verkehrs-Wüstenei in einen richtigen Stadtpark zu verzaubern und so ein grünes Signal zur Wiederbevölkerung der Innenstadt zu geben. Beer wurde damals als Idealist von Hamburgs Medien und der Baubehörde verspottet.

Ganz so leicht dürfte die Ablehnung des Parkvorschlags diesmal nicht fallen. Neben der Architektenkammer und dem Bürgerverein St. Georg werden wohl auch viele Mitglieder und WählerInnen des rot-grünen Senats mit der Idee vom Park statt der Autos sympathisieren. Zudem findet sich in den Koalitionsvereinbarungen ein konkreter Planungsauftrag: „Der ZOB soll umgebaut werden.“

Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) allerdings blockte gegenüber der taz bereits ab: „Die Idee eines Central-Parks und unser laufendes Ausschreibungsverfahren für die Neugestaltung des ZOB kommen sich deutlich in die Quere.“Tatsächlich hatten bereits letztes Jahr Bundesbahn, Bezirksamt Mitte, die Hamburger Hochbahn AG, Baubehörde und Stadtentwicklungsbehörde „einvernehmlich festgelegt, daß der ZOB am heutigen Standort verbleibt“. Maier geht deshalb davon aus, „daß es bei dieser Planung bleibt.“Schon im Jahr 2000 soll der neue ZOB rechtzeitig zur Internationalen Verkehrsausstellung (IVA 2000) fertig sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen