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Auf dem Schloßplatz im Glashaus sitzen

■ Nach der Pleite der Pyramide mit dem "größten Gästebuch der Welt" soll ein mehrstöckiger Glasbau in den nächsten beiden Jahren auf dem Schloßplatz für Kunst und Kultur sorgen. Bezirk will genehmigen.

Beim zweiten Mal wird alles besser. Mit dieser Maxime will die Genesys Veranstaltungs GmbH einen neuen Anlauf für eine Zwischennutzung des Schloßplatzes starten. Nachdem vom ersten Anlauf im vergangenen Jahr nur das Pleiteprojekt der Pyramide mit dem „größten Gästebuch der Welt“ übriggeblieben war, sollen Kunst und Kultur nun in den nächsten beiden Jahren in einem mehrstöckigen Glasbau ein Zuhause finden. Ein entsprechender Antrag liegt derzeit dem Bezirksamt Mitte vor.

Herzstück des Genesys-Projekts, für das die Preussag als Finanzier gewonnen wurde, ist ein vielseitig bespielbarer Glasbau zwischen Schloßbrücke und Französischer Straße, der je nach Bedarf von innen abgedunkelt werden kann. In ihm sollen Theateraufführungen, aber auch Medienveranstaltungen stattfinden. Gastronomische Einrichtungen sind ebenfalls geplant. Darüber hinaus soll das Dresdner Kunstprojekt „Waende“ auf den Schloßplatz geholt werden. Mit dem Bau von Mauerteilen, die sich schließlich zu Brücken vereinigen, hat das „Waende“-Projekt im vergangenen Sommer auf der Pragerstraße in der sächsischen Hauptstadt Aufsehen erregt.

Im Bezirk Mitte steht man dem Projekt im Prinzip aufgeschlossen gegenüber. „Das wichtigste ist, daß der Schloßplatz eine Zwischennutzung bekommt“, meint Baustadträtin Karin Baumert (für PDS). Um einer weiteren Pleite vorzubeugen, bestand der Bezirk allerdings auf einer Bankbürgschaft seitens des Veranstalters. Damit soll gewährleistet werden, daß der Bezirk nicht für einen möglichen Abriß des Gebäudes aufkommen muß.

Außerdem wurde festgelegt, daß das Glashaus binnen vier Wochen abgerissen werden kann, falls es wider Erwarten doch zum Bau der U5 in den nächsten beiden Jahren kommt. Derzeit liegt der Antrag auf Sondernutzung des Schloßplatzes bei Verkehrssenator Jürgen Klemann, der der Aufhebung der derzeitigen Parkraumbewirtschaftung auf dem Platz zustimmen muß. Falls die Genesys grünes Licht bekommt, soll bereits im Mai mit dem Bau des Glashauses begonnen werden.

Auch Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) steht dem Projekt nicht ablehnend gegenüber. „Wir hoffen nur, daß es kein ähnlicher Mißerfolg wie die Pyramide wird“, sagte Strieders Referent Philipp Mühlberg. Der ursprüngliche Plan Strieders, die Baustelleneinrichtung des Palastes der Republik auf einer riesigen Videoleinwand zu bespielen, war am mangelnden Interesse der potentiellen Investoren Sony und Telekom gescheitert. Uwe Rada

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