: Mit dem Golfauto zur Gruft
■ Schneller ans Grab: Blankeneser Friedhofsverwaltung bietet Trauernden neuen Service mit leise-würdevollem Elektromotor
Der oft beschwerliche Weg zum Grab ist auf dem Blankeneser Friedhof in Hamburg leichter geworden. Seit dem Herbst 1997 setzt die Verwaltung dort für den Eigenbedarf ein kleines Elektromobil für die Personenbeförderung ein – mit Erfolg, betont der Leiter des kirchlichen Friedhofs, Friedel Krause. Die Trauernden seien wegen ihres fortgeschrittenen Alters oft nicht mehr so gut zu Fuß. „Viele nehmen unseren Service dankbar an.“Und auch jüngere Menschen fahren gerne mit, weil es schneller geht, denn zu Fuß ist man eine Weile unterwegs. Mit einer Fläche von 18 Hektar und zehntausend Grabstätten gehört der Gottesacker der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Blankenese zu den mittelgroßen Friedhöfen. Etwa 60.000 Menschen wurden hier im Stadtteil Sülldorf seit 1902 begraben.
„Ein Sterbefall ist ein einschneidendes Ereignis“, betont Krause. Viele seien konfus, und wenn er mit den Trauernden dann noch zu Fuß eine Grabstätte aussuchen müsse, seien zwei Stunden schnell vergangen und ältere Menschen aus der Puste. Immerhin müssen auf dem Areal bis zu 17 Meter Höhenunterschied überwunden werden. Mit dem Elektromobil ist das Aufsuchen von Grabstätten nun kein Problem mehr. Die in den USA eigentlich für Golfplätze entwickelten Kleinwagen sind sehr wendig, so daß damit auch Grabstätten an kleinen Sandwegen erreicht werden. Wegen des leisen Antriebs bleibt die Würde und Stille der Gedenkstätten gewahrt.
Zwei weitere Elektromobile auf dem Friedhof haben eine Pritsche für Güter. Ein Fahrzeug transportiert – den Trauerzügen vorweg – geräuscharm Kränze und Zubehör von der Kapelle zur Gruft. Das andere begleitet mit Werkzeug und Pflanzen einen Gärtner. „Früher mußte der immer einen lauten Benzinmotor anwerfen“, erzählt Krause. Damit sei es nun auch vorbei.
Der Fortschritt hat noch nie vor Friedhöfen halt gemacht. Kleine Motorschlepper hielten schon nach dem 2. Weltkrieg auf den deutschen Friedhöfen Einzug, und seit etwa 30 Jahren gibt es kaum noch Gräber, die ein Grab in etwa vier Stunden mit der Schaufel ausheben. Diese Arbeit wird heute in einem Bruchteil der Zeit von Baggern erledigt. Sven Bardua
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