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Friedhofsmasterplan stört Grabesruhe

■ Friedhöfe zu Parkanlagen: Weil in der Stadt immer weniger gestorben wird und der Anteil billiger Feuerbestattungen zunimmt, bastelt der Senat an einem "Friedhofsentwicklungsplan". Umnutzung und Verkäuf

Die städtischen Parkanlagen und Wohnquartiere der Zukunft sollen über Gräbern entstehen. Weil immer mehr kirchliche und landeseigene Grabfelder brachliegen, plant der Senat mit einem Friedhofsmasterplan, diese Flächen einer neuen Nutzung zuzuführen. Gedacht ist an Grünanlagen sowie an geeigneten Stellen an eine Bebauung mit Wohnungen. Der sogenannte „Friedhofsentwicklungsplan“ aus dem Hause der Umweltverwaltung soll 1999 vorliegen. Mit den freiwerdenden Flächen hofft der Senat nicht nur Mittel für unrentable Friedhöfe einzusparen, sondern durch Verkäufe zusätzlich die Haushaltskasse zu entlasten. Wegen der niedrigen Friedhofsgebühren und Bestattungsgelder macht das Land einen jährlichen Verlust von 10 Millionen Mark.

Weil immer weniger gestorben wird und zugleich der Anteil billigerer Feuerbestattungen rapide zunimmt, müsse das Land an eine „sinnvolle Schließung beziehungsweise bedarfsgerechte Nutzung der Grabfelder denken“, sagte Hans Georg Büchner, Leiter der Friedhofsplanung in der Umweltverwaltung. Büchner: „Es ist offensichlich, daß wir zuviel freie Friedhofsflächen haben. Während es Ende der 60er Jahre noch circa 60.000 Sterbefälle jährlich in Berlin gab, liegt die Sterberate heute bei rund 40.000.“ Dehalb werde untersucht, welcher der rund 190 Friedhöfe der Stadt sich insgesamt oder teilweise für Parks, Spielplätze oder für städtebauliche Maßnahmen eigne. Kurzfristig wird sich der Büchner-Plan allerdings nicht realisieren lassen. Weil auf den 70 landeseigenen, 106 evangelischen, 9 katholischen und drei jüdischen Friedhöfen eine „20jährige Mindestruhezeit plus eine 10jährige Karenzzeit besteht“, könnte frühestens 2020 oder 2030 mit dem Umbau begonnen werden. Um darauf hinzuarbeiten, so Büchner, würden bereits jetzt Friedhöfe geschlossen oder etappenweise stillgelegt – so etwa der Tempelhofer Parkfriedhof und der Weddinger Johannesfriedhof.

Für den Friedhofsmasterplan muß nicht nur der bestehende Flächennutzungsplan (FNP) aus dem Jahr 1993 geändert werden. Zugleich ist es nötig, ihn mit den jeweiligen Kirchengemeinden abzusprechen. Während die evangelische Gemeinden mit ihren zahlreichen Liegenschaften kein leichter Verhandlungspartner für die Umweltverwaltung darstellen, hofft Johann Weber, Vorsitzender der Berliner Friedhofsverwalter, auf eine schnelle Lösung.

In der Stadt würden zwischen 800 und 1.300 Hektar an Grabflächen nicht genutzt, erklärte Weber. Mit den unrentablen Teilflächen könnten durch Verkäufe die leeren Friedhofskassen wieder aufgefüllt werden. Ebenso wie die Umweltverwaltung kann sich der Vorsitzende auf den Arealen Parkanlagen und Wohnungbau vorstellen. Weber will mit dem Verband einen eigenen Friedhofsbedarfsplan aufstellen und diesen dem Senat beziehungsweise den Bezirken vorlegen. Rolf Lautenschläger

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