: „Ab heute ist jeder Tag ein Affentag“
■ Tierschützer starten zweiten Bürgerantrag gegen Affenversuche
Der Bremer Tierschutzverein und der Deutsche Tierschutzbund starten einen erneuten Versuch, die vom Neurobiologen Andreas Kreiter geplanten Experimente mit Affen an der Bremer Universität zu verhindern. Mit einem zweiten Bürgerantrag sowie einer Petition wollen die Tierschützer den Senat dazu bewegen, das Primatenzentrum an der Uni, in dem Kreiter seine Affenversuche durchführen möchte, zu stoppen. Durch die, wie es der Bürgerantrag fordert, Aufnahme des Tierschutzes in das Bremische Hochschulgesetz hoffen die Initiatoren, den Tierexperimenten und damit dem Zentrum die rechtliche Grundlage entziehen zu können. Mit der Petition soll die Bürgerschaft dazu aufgefordert werden, das Berufungsverfahren für Kreiter und die Genehmigung seiner Experimente öffentlich zu machen. Bisher sei nämlich noch unklar, welchen Zielen Kreiters Experimente überhaupt dienen sollen, betonte gestern der Tierschutzvereins-Vorsitzende Wolfgang Apel. Laut Auskunft der Gesundheits- behörde wird der Senat im Mai über die Versuche entscheiden.
Ein Drittel der für den Bürgerantrag notwendigen 12.000 Unterschriften haben die TierschützerInnen laut Apel bereits gesammelt. Während einer für Freitag geplanten Demonstration, die um 16 Uhr am Bahnhof ihren Ausgang nehmen und in einer Kundgebung auf dem Marktplatz einmünden wird, sollen weitere UnterzeichnerInnen gewonnen werden. Bereits im November 1997 hatten die TierschützerInnen versucht, mit einem Bürgerantrag die Affenversuche zu stoppen. Die Bürgerschaft lehnte den Antrag ab, nahm aber den Tierschutz in die Verfassung auf. Apel hofft, daß der zweite Bürgerantrag an diesen Teilerfolg anknüpfen kann. Denn in den Reihen der SPD seien einzelne Abgeordnete bereit, auf der Grundlage dieses neuen Verfassungsprinzips nunmehr gegen die Primatenforschung zu votieren. Die Gruppe der Zentrumsbefürworter bröckele. „Ab heute muß jeder Tag Affentag sein“, kündigte Apel deshalb eine massive Öffentlichkeitskampagne an.
Während der Pressekonferenz kritisierte Dr. Ursula Sauer, Tierärztin und Mitverfasserin des Europäischen Primatenberichts, daß Kreiters Experimente, sollten sie der Erforschung menschlicher Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson dienen, nutzlos seien. Da Affen diese Krankheiten von Natur aus nicht bekämen, führe die Erforschung ihrer Hirne nicht zu verwertbaren Ergebnissen. Primaten seien deshalb generell für derartige Forschungen ungeeignet. zott
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