Auf du und du mit der Weiterbildung: Qualitätssicherung
■ „Gütesiegel“für Erwachsenenbildung
„Befragen Sie Ihre Schüler denn auch nach Mängeln Ihres Englisch-Unterrichts, Miss Goldstick?“LehrerInnen an Bremens Weiterbildungsschulen – von der Arbeiterkammer bis zum Landessportbund – sollten nicht gleich aufbrausen, wenn ein Unbekannter mit Kuli hinterm Ohr sie künftig mit dieser Frage konfrontiert. Wahrscheinlich ist es nur ihr neu-eingerichteter Qualitätsmanager. Und die Frage, so betonte gestern Bremens Referent für Weiterbildung, Herbert Wulfekuhl, sei auch nicht bös' gemeint. Ein bißchen „Selbstreflexion“innerhalb der Lehranstalten könne doch nur gut sein.
Bremens Kulturbehörde hilft da nun ein bißchen nach. Mit Schulungen. Beschlossen ist das seit bald zwei Jahren. Als Bremen 1996 sein Weiterbildungsgesetz rundumerneuerte, schrieb es erstmals auch „Qualitätssicherung“hinein – inzwischen gibt es einen Leitfaden für alle öffentlichen Bremer Weiterbildungseinrichtungen erarbeitet. Verantwortlich für das „Gütesiegel“zeichnet das Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung (ies) in Hannover – dessen Leiter für das Bremer Projekt, Dieter Gnahs, der Öffentlichkeit gestern einen Zwischenbericht vorlegte. Tendenz: Die Lehrinstitute müßten offen werden für externe Ratschläge und Partizipation, Kundenorientierung und Risikobereitschaft.
Schöne Worte, die überprüfbare Kriterien transportieren, betonte Dieter Gnahs: zum Beispiel Lehrpläne auf aktuellem Wissensstand, eine Beratung der Teilnehmer über Kosten und Rücktrittsrechte – und mindestens alle drei Jahre Stichproben, ob und wie die Versprechen in den bunten Broschüren eingelöst werden. Ihre Gutachter dürfen sich Bremens Volksbildner selber aussuchen (und bezahlen), versprach gestern Herbert Wulfekuhl – aber sie könnten schon mal zu hören bekommen: „Eure Glaubwürdigkeit wäre höher, wenn ihr euch jemand anderes sucht“. Denn „eine augenzwinkende Begutachtung“werde man nicht durchgehen lassen, drohte der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, der erst kürzlich das Referat für Weiterbildung als „One-Dollar-Job“mitübernahm.
Immerhin hatte die Weiterbildung 1997 allein in Bremen 110.000 Teilnahmen – drei von vier im Bereich der beruflichen Bildung. 80 Millionen Mark ist dieser Markt jährlich wert. Knapp ein Drittel davon kommen aus Landes- und Kommunalmitteln – gut angelegtes Geld, betont Wulfekuhl, für jede eingesetzte Mark flössen immerhin zwei Mark nach: der Löwenanteil aus Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit und des Europäischen Sozialfonds. So werde man also auch nicht zulassen, daß, wer an öffentliche Gelder wolle, sich der Begutachtung entzieht: „Verweigerungshaltung würde zu sehr ernsten Gesprächen führen. Denn immerhin wollen die Einrichtungen ja unser Bestes – unser Geld.“ ritz
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