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Gericht weist KPS-Klagen ab

■ Machtkampf auf dem Markt der Kartenverkaufs-Systeme

Gleich zweimal zog der Bremer Konzertunternehmer Schulenberg („KPS“) gestern vor das Bremer Landgericht im Machtkampf um den Kartenvorverkaufs-Markt.

Ein Verfahren hatte KPS gegen seinen Münchener Software-Lieferanten Richtmann&Eder angestrengt, um dem Systemhaus die Verbreitung einer Werbebroschüre zu verbieten. Richtmann&Eder dürfen die Broschüre weiter verbreiten, aber nur mit einem Aufkleber, der klarstellt, daß die KPS-Tochter CTS die Lizenzrechte für Leitungen und Software bis Ende 1999 hat, hatte das OLG entschieden. Der Münchener Firma ist der Aufkleber letztlich gar nicht so unlieb, verweist er doch ausdrücklich darauf, daß CTS dann ein erhebliches Software-Problem haben dürfte – und ab 1999 will Richtmann&Eder, der die Prozesse mit KPS/CTS leid ist, selbst das Vorverkaufs-Geschäft machen.

Im zweiten Verfahren ging es um den Streit zwischen KPS/CTS und dem Bremer Ticket-Verkaufsystem TSC, das der Sparkasse gehört. KPS will den TSC-Vorverkaufsstellen keine Karten für seine Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Das TSC kündigte daraufhin einen Vertrag, mit dem die beiden Kontrahenten sich auf eine Kooperationsphase von 12 Monaten geeinigt hatten. Gegenstand der Kooperation sollten zwei Bildschirme sein, über die man in der Stadthalle und in der Glocke auch direkt die Karten des Systems CTS kaufen kann.

Die Folgen des Streits der Vorverkaufssysteme tragen die Kunden: Denn an den Vorverkaufsstellen des Bremer TSC-Netzes, das mit 1,9 Millionen Mark staatlicher Unterstützung entstand, sind die Karten etwa der Rolling-Stones-Konzerte nicht zu haben – die werden nur „exklusiv“bei KPS und an seinen CTS-Bildschirmen verkauft. In der Glocke sind seit dem 1. April absurderweise zwei Vorverkaufsstellen eingerichtet: rechts das bekannte von TSC, links eines mit dem direkten Draht zum KPS-CTS-Computer. Auch die KPS-Konzerte gibt es inzwischen nicht mehr an den TSC-Verkaufsstellen, obwohl sich KPS dazu 1994 vertraglich verpflichtet hatte.

Die Konkurrenten von KPS/CTS wollten das eingeführte Bremer TSC-System „plattmachen“, das habe Schulenberg einmal wörtlich gesagt hat, erklärte der Anwalt der TSC-Verkaufssystems dem Landgericht. Das Landgericht schien am Ende der langen mündlichen Verhandlung davon überzeugt und lehnte den Antrag von CTS gegen das TSC ab. Die Kontrahenten sollten doch miteinander reden, mahnte der Richter. K.W.

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