: Ärzte gegen Geschäftskonkurrent Ellis Huber
■ Ärztekammerpräsident ist Geschäftsführer einer Firma, die gratis Diabetiker berät
Niedergelassene Ärzte werfen einer Tochtergesellschaft der Ärztekammer vor, sich in ihre Arbeit einzumischen und ihnen Konkurrenz zu machen. Wie die Zeitschrift Der Kassenarzt berichtet, wollen fünf Ärzte gegen die Medicus GmbH und gegen Kammerpräsident Ellis Huber als einer der Geschäftsführer der Firma gerichtlich vorgehen. Medicus organisiert im Auftrag der Berliner AOK Betreuungs- und Schulungsangebote für nichtinsulinabhängige Diabetiker, darunter eine Lehrküche und Bewegungskurse. Außerdem werden laut einer internen AOK-Projektbeschreibung ärztliche Tätigkeiten angeboten, wie ausführliche Erstuntersuchung und individuelles Beratungsgespräch.
Huber und die AOK wiesen den Vorwurf zurück. „Es werden von Medicus keine vertragsärztlichen Leistungen angeboten“, betonte AOK-Sprecherin Kirsten Ulmer. „Die Leistungen werden außerhalb des vertragsärztlichen Honorarbudgets zusätzlich von der AOK finanziert.“ Huber warf den Ärzten vor, sich von „Verarmungswahn“ und „Honorarverteilungsängsten“ leiten zu lassen. „Wir nehmen denen nichts weg.“ Das Angebot werde von Nichtärzten erbracht.
Kritiker vertreten die Auffassung, die GmbH greife mit „fundierter Anamnese“ und „individueller Problemanalyse“ in Aufgaben ein, die nur ein niedergelassener Arzt übernehmen dürfe. Damit mache die Ärztekammer den eigenen Mitgliedern Konkurrenz.
Mit einer Klage, die vorbereitet werde, solle der Rückzug der Ärztekammer und von Präsident Huber aus der 1996 gegründeten GmbH erreicht werden. Kritisiert werde insbesondere der „gewinnorientierte“ Charakter der Tochterfirma der Ärztekammer. Ellis Huber verteidigte die Konstruktion als „flexibel, unbürokratisch und bedürfnisgerecht“. Als Geschäftsführer arbeite er ehrenamtlich und unentgeltlich. „Wir führen Medicus so, als ob sie gemeinnützig ist.“
Nach seinen Angaben wurde das Projekt mit führenden Diabetiker-Ärzten abgesprochen. Eine kleine Gruppe würde wegen der tatsächlich sinkenden Honorare argwöhnisch jede vermeintliche Honorareinbuße beäugen. dpa
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