Agitation und Arien im Abonnement

■ Auch in der kommenden Spielzeit setzt die Hamburgische Staatsoper auf die Gegenwart

Auf den Höhepunkt müssen die Freunde neuer Musik lange warten: Erst in knapp einem Jahr, am 11. April 1999, hat Al gran sole carico d'amore (Unter der großen Sonne von Liebe beladen) des Italieners Luigi Nono in einer Inszenierung von Travis Preston Premiere an der Hamburgischen Staatsoper. Der Komponist, der sein Wirken stets politisch verstanden wissen will, macht den Kampf von Frauen in revolutionären Umbruchszeiten zum zentralen Thema. Die Geschichte der Einzelnen wird der Geschichte der Bewegungen, von der Pariser Kommune bis hin zu den Arbeiterunruhen im Turin der Fünfziger, gegenübergestellt. Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher wird die musikalische Leitung übernehmen. Das ist nur gerecht, schließlich versucht er immer wieder erfolgreich, dem Hamburger Publikum moderne Klassik nahe zu bringen.

Das zweite moderne Musikdrama der neuen Spielzeit, die gestern auf einer Pressekonferenz beleuchtet wurde, ist der Wozzeck von Alban Berg. Auch hier übernimmt Metzmacher die Arbeit mit den Musikern, Regie führt Peter Konwitschny. Im Gegenzug erfolgt aber auch der Tribut an den allgemeineren Publikumsgeschmack: Im Januar 1999 bringt Metzmacher Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach auf die Bühne. Ergänzt wird das Programm durch drei Klassiker: Gaetano Donizettis Lucia di Lammermoor , Anna Bolena in einer konzertanten Aufführung sowie Giuseppe Verdis La Forza del Destino (Die Macht des Schicksals) stehen für die Bedeutung des italienischen Belcanto aus dem 19. Jahrhundert in der Hamburger Oper.

Die Eintrittspreise bleiben in der kommenden Spielzeit dankenswerterweise stabil. Dafür wird das Abo-Angebot um fünf neue Reihen erweitert: für Jugendliche, für das Musiktheater des 20. Jahrhunderts, für Verdi-Opern, Liederabende und Wahlgutscheine, mit denen die Abonnenten die Aufführungen frei wählen können. Und ab der kommenden Spielzeit sind Eintrittskarten auch per E-Mail über die Homepage der Hamburgischen Staatsoper im Internet buchbar. Modern auf ganzer Linie.

Eberhard Spohd