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Entlang am alten Damm

Die 2. VeloTour: Auf historischen Spuren zum Großen Parmensee  ■ Von Benno Koch

Die Tour führt von Templin über Fürstenwerder nach Feldberg und hat eine Gesamtlänge von rund 55 Kilometern. Die Strecke besteht aus festgefahrenen Sand- und Kieswegen; am Anfang und Ende Asphalt; ruhige, meist autofreie Wege; später kleine Hügel, viel Wald und Wasser.

Es gibt sie noch, die Zeugen der deutschen Eisenbahngeschichte. Hunderte, vielleicht sogar Tausende Kilometer von der Natur zurückeroberte, manchmal unterbrochene und meistens ihrer Schienen beraubte Dämme alter Bahnlinien führen allein durch Brandenburg. Einer davon gehörte der Bahnlinie Templin–Fürstenwerder, die bereits 1945 als Reparationsleistung demontiert wurde. Sie ist Teil dieser Radtour von Templin nach Feldberg.

Vom Bahnhof Templin radeln wir zunächst in die Stadt und versumen werfen einen Blick auf die gut erhaltenen Wehranlagen aus dem 14. Jahrhundert sowie den Marktplatz. Durch das Prenzlauer Tor verlassen wir die „Perle der Uckermark“ in Richtung Fährkrug. Die wenig befahrene Landstraße führt uns am gleichnamigen Hotel-Restaurant vorbei. Dahinter zweigen wir zunächst in Richtung Klosterwalde ab, fahren am Bahnhof Fährkrug vorbei und überqueren die Gleise. Nun biegen wir auf den am weitesten links gelegenen Waldweg ein.

Hier beginnt der 36,7 Kilometer lange Bahndamm nach Fürstenwerder. Schon nach wenigen hundert Metern überqueren wir den Abfluß des Gleuensees. Die schmale Holzbrücke ruht auf den Fundamenten der zwischen 1910 und 1913 erbauten Bahnkonstruktion.

Nachdem Deutschland seine Kriegsschuld gegenüber der Sowjetunion mit dem Abbau der Bahnlinie 1945 bezahlen mußte, war in den fünfziger Jahren zunächst ein Wiederaufbau vorgesehen. Dieser Plan wurde aber wohl spätestens 1978 mit dem Abbau der zweiten Bahnverbindung Fürstenwerders nach Dedelow (Prenzlauer Kreisbahn) aufgegeben. Die Strecke führt nun weiter über Metzelthin, Warthe nach Hardenbeck. Nur vereinzelt müssen wir den Bahndamm verlassen. Häufig zeugen alte Bahnhöfe und Brücken davon, daß hier einst täglich sechs Personenzüge in jede Richtung und einige Güterzüge verkehrten.

Vorbei am alten Wasserturm radeln wir nun nach Krewitz/Buchenhain. Von hier, oder bereits von Hardenbeck aus, ist auch ein Abstecher zum Schloß Boitzenburg, dem ehemaligen Wohnsitz derer von Arnim, möglich. Kurz vor Weggun verlassen wir die schattige Allee und radeln durch die Felder, bis wir auf eine Asphaltstraße stoßen. Dieser folgen wir, am Bahnhof Weggun vorbei, bis der Weg unbefestigt geradeaus weiterführt.

Ein Motorsportgelände bei Parmen befindet sich genau auf dem alten Bahndamm und muß umfahren werden. Dahinter setzt sich der Weg als schmaler Naturlehrfad mit einer anfangs beeindruckenden Dammhöhe am Großen Parmensee fort.

Kurz vor Fürstenwerder begrüßt uns der alte Wasserturm und kurz dahinter der Bahnhof der kleinen Stadt. Hier endete die Bahnlinie von Templin. Den zweiten Bahnhof der nur wenig mehr als tausend Einwohner zählenden Stadt erreichen wir nach kurzer Fahrt über den Bahnhofsweg. Beide Linien waren nicht miteinander verbunden.

Nun geht es auf ruhigen Landstraßen über Wrechen, Tornowhof und Wittenhagen nach Feldberg.

Anfahrt: Von Lichtenberg ab 5.41 Uhr alle zwei Stunden, umsteigen in Oranienburg, dort fährt der Anschlußzug ab 6.24 Uhr alle zwei Stunden. Von Charlottenburg ab 7.02 Uhr alle zwei Stunden. Rückfahrt: Von Feldberg bis 21.01 Uhr alle zwei Stunden, umsteigen in Neustrelitz mit Anschluß bis Lichtenberg. Nach Charlottenburg: Nochmals umsteigen in Oranienburg, Anschluß stündlich bis 22.56 Uhr. Infos: Fremdenverkehrsverein Templin, Telefon (03987) 2631. Fremdenverkehrsverein Feldberg, Telefon (039831) 203 43.

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