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Serben feiern Sieg beim Referendum über Kosovo

■ Mehrheit stimmt gegen Vermittlung. EU will Boykottliste gegen Jugoslawien beschließen

Priština (taz) – Die Ergebnisse des Referendums in Serbien über die internationale Vermittlung im Kosovo-Konflikt wurden zwar erst für gestern abend erwartet. Für die Serben im Kosovo stand das Ergebnis jedoch schon kurz nach Schließung der Wahllokale fest: „Die Serben werden in großer Mehrheit gegen eine internationale Vermittlung bei Verhandlungen im Kosovo stimmen“, erklärten serbische Passanten gestern in der Hauptstadt Priština. Mit Autokorsos wurde in der Nacht zum Freitag der „Sieg“ gefeiert.

Da die Wahlbeteiligung nach den bisherigen offiziellen Informationen über 60 Prozent der 7,2 Millionen Stimmbürger betrug, wird das Ergebnis anerkannt werden. Der Andrang bei der Wahl war jedoch nach eigenem Augenschein gering – die albanische Bevölkerungsmehrheit boykottierte ohnehin geschlossen die Abstimmung. In der zweitgrößten Stadt Peja waren am Nachmittag in einem Wahllokal im Zentrum überhaupt keine Stimmbürger erschienen. Die Wahlzettel bestanden nur aus Fotokopien. „Fälschungen“, so Kritiker aus Oppositionskreisen, „sind so leicht möglich.“

Unabhängige Beobachter waren bei dieser Abstimmung zudem nicht zugelassen. Die Belgrader Propaganda habe das Referendum so interpretiert, als gehe es um die Souveränität Serbiens und Jugoslawiens, erklärte die Bürgerrechtlerin Vesna Pesić. Auch in Montenegro wurde Kritik laut. Der montenegrinische Präsident Milo Djukanović fürchtet Sanktionen der internationalen Gemeinschaft, die auch Montenegro treffen könnten.

„Mit diesem Referendum entscheidet Serbien über Serbien“, erklärte dagegen der jugoslawische Staatspräsident Slobodan Milošević, der die Abstimmung unter dem Bruch der serbischen Verfassung durchgepeitscht hatte. Diese schreibt vor, daß 30 Tage zwischen der Ankündigung einer Volksabstimmung und ihrer Abhaltung liegen müssen. In diesem Falle betrug die Spanne nur 15 Tage.

Die Außenminister der Europäischen Union wollen an diesem Montag in Luxemburg eine Boykottliste für die Bundesrepublik Jugoslawien beschließen. Auch noch nicht ausgezahlte Exportkredite werden eingefroren, hieß es gestern in diplomatischen Kreisen in Brüssel. Damit reagiere die EU auf die Unbeweglichkeit Belgrads im Kosovo-Konflikt.

Unterdessen soll es bei Djakovica an der albanisch-jugoslawischen Grenze zu Kämpfen gekommen sein, in die am Donnerstag abend 200 Untergrundkämpfer und die jugoslawische Armee verwickelt waren. Die serbische Seite spricht von 19 getöteten Kosovo- Albanern. Zum Beweis ließ Mirco Starcević, Oberst der jugoslawischen Armee und Oberkommandierender in Priština, gestern Videos der Getöteten zeigen. Bei den Opfern handele es sich ausschließlich um kosovoalbanische Untergrundkämpfer, die versucht hätten, von Albanien nach Kosovo zurückzukehren. Erich Rathfelder

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