: Kroaten zünden Häuser und Autos in Drvar an
■ Reaktion auf Festsetzung von Kardinal Puljić durch Serben. Flüchtlinge unerwünscht
Sarajevo (AFP) – Die seit Monaten gespannte Lage in der westbosnischen Stadt Drvar hat sich am Freitag in gewaltsamen Ausschreitungen entladen. Mehrere hundert bosnische Kroaten steckten Fahrzeuge und Häuser in Brand und bewarfen UN-Polizisten mit Steinen. Wie der von Kroaten geleitete Rundfunk Herceg-Bosna meldete, wurden zwölf Menschen verletzt, einer von ihnen schwer.
Die Übergriffe waren offenbar eine Reaktion auf einen Vorfall in Derventa im Norden der bosnischen Serbenrepublik. Dort hatten tausend Serben am Donnerstag den bosnischen Kardinal Vinko Puljić mehrere Stunden festgehalten, als er eine Messe für Kroaten halten wollte. Puljić warf den SFOR-Truppen am Freitag vor, nichts gegen die von den Serben angeblich von langer Hand geplante Aktion unternommen zu haben. Für Samstag kündigte der Kardinal eine weitere Messe in Plehan an.
Nach Angaben der von der Nato geführten Friedenstruppe SFOR wurden in Drvar unter anderem das Rathaus, der Sitz der UN-Polizei und eine Schule angezündet. Mehrere UN-Polizisten seien durch Steinwürfe leicht verletzt worden. Sie seien gemeinsam mit anderen Ausländern auf Wunsch von SFOR-Soldaten evakuiert worden. Zudem habe die kraotische Bevölkerung gegen die Rückkehr serbischer Flüchtlinge protestiert. Nach dem Mord an zwei serbischen Heimkehrern in Drvar in der vergangenen Woche hatte die internationale Gemeinschaft sowohl den stellvertretenden Bürgermeister als auch den Polizeichef der Stadt entlassen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen