Kommentar: Alibi zum Abwinken
■ Warum ExistenzgründerInnen in einem organisierten Beratungschaos scheitern
Alle haben sie ganz furchtbar lieb. Und glaubt man den treuherzigen Worten von christunionistisch bis grün, von Haspa bis Handelskammer, dann ruht unsere Hoffnung auf Erlösung von dem Wirtschaftskrise-Übel vor allem auf den Schultern der ExistenzgründerInnen.
Und wird nicht alles für sie getan? Gründertage, Förderprogramme, Beratungshilfen – Service bis zum Abwinken? Leider trügt der schöne Schein: Den Banken sind die Existenzgründer lästig – sie kosten zu viel Beratung und bringen zu wenig Umsatz. Meist raten die Banken sogar in böswilligem Eigeninteresse von den günstigen öffentlichen Krediten ab.
Doch Stadt, Kammer und Verbände sind mit Alibi-Veranstaltungen zufrieden, Hauptsache man bringt geschönte Zahlen unter, spiegelt Aktivitäten vor und hat keine hohen Kosten. Ein Gutteil der Beratungsszene schließlich wittert in den VerselbständigerInnen vor allem Melkkühe, die es per Workshop, Einzelberatungen und Checkheft abzukassieren gilt. Jede Institution denkt zunächst an sich selbst – an die ExistenzgründerInnen aber zuletzt.
Dabei ginge es auch ganz anders: Ein ständiger Existenzgründerladen könnte als Wegweiser und Einstiegshilfe dienen. Das wichtigste aber wäre: Hamburg braucht eine Investitionsbank speziell für ExistenzgründerInnen, die den direkten Zugang zu den staatlichen Förderprogrammen ermöglicht und Geschäftsideen nicht nach ihrem potentiellen Kreditertrag und Sicherheit, sondern nach Innovation und Qualität beurteilt.
Florian Marten
Bericht Seite 22
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