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Proteste zum Tschernobyl-Jahrestag

■ Ukraine droht, den letzten Sommer abgeschalteten Reaktorblock 3 in Tschernobyl wieder anzufahren, und plant Bau eines neuen AKW

Minsk/Kiew (AP/taz) – Am zwölften Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl haben am Wochenende in der belorussischen Hauptstadt Minsk rund 7.000 Demonstranten gegen Atomkraft protestiert. Sie forderten von Rußland Entschädigungen für die Opfer und von der Ukraine die endgültige Abschaltung des Reaktors von Tschernobyl.

Die Explosion des Reaktorblocks 4 des nahe der belorussischen Grenze gelegenen AKW Tschernobyl war das bislang schwerste Unglück in der Geschichte der zivilen Atomkraftnutzung. In der Ukraine selbst waren rund drei Millionen Menschen von den Folgen des radioaktiven Fallouts betroffen. 3.500 Tote forderte nach offiziellen Angaben der GAU selbst. Weitere 12.500 Menschen starben später an der Strahlung, die sie bei Aufräumarbeiten im zerstörten Reaktorblock abbekommen hatten.

Die Ukraine kündigte an, aus Unzufriedenheit über die aus ihrer Sicht schleppende westliche Finanzhilfe einen den Reaktorblock 3 in Tschernobyl wieder anzufahren, der als letzter der vier Blöcke im Juli 1997 abgeschaltet wurde. Das birgt erhebliche Risiken: Französische Wissenschaftler haben in den Stahlrohren des Primärwasserkreislaufs von Block 3 Risse entdeckt. Der ukrainische Präsident Leonid Kutschma sagte am Samstag in Kiew, man wolle außerdem mit russischer Hilfe zwei neue Atomreaktoren errichten. Die Europäische Bank für Wiederaufbau EBRD hat Anfang März 41 Millionen Dollar für den Neubau der Betonhülle des zerschmolzenen Blocks 4 bewilligt.

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