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180 Serben verlassen Drvar

■ Die Ausschreitungen von Kroaten in der westbosnischen Stadt versetzen der Flüchtlingsrückkehr einen schweren Schlag. Kinkel droht mit der Einstellung der Hilfslieferungen

Drvar/Sarajevo (AFP/AP) – Nach den kroatischen Ausschreitungen der vergangenen Woche in Drvar haben in der Nacht zum Sonntag 180 serbische Rückkehrer die Stadt im kroatischen Teil Bosniens verlassen. Nach Angaben eines UN-Sprechers hatten sie während der Krawalle einen Tag ohne Lebensmittel in einer belagerten Schule zugebracht, nachdem Kroaten ihren Wohnblock verwüstet und niedergebrannt hatten.

Eskortiert von der internationalen Schutztruppe SFOR fuhren die Serben in vier Bussen von Drvar nach Banja Luka, der Hauptstadt der Serbischen Republik in Bosnien. Vor ihrer Abreise versicherten sie, sie würden wiederkommen. Die meisten der etwa 2.000 Serben in Drvar blieben trotz den Unruhen der vergangenen Woche in der Stadt.

Aus Protest gegen die Rückkehr serbischer Flüchtlinge in die mehrheitlich von Kroaten bewohnte Stadt hatten kroatische Demonstranten am Freitag Häuser und Fahrzeuge in Brand gesteckt. In der vor dem Krieg in Bosnien zu 97 Prozent von Serben bewohnten Stadt lebt heute nur noch eine serbische Minderheit.

An den Ausschreitungen waren nach Aussagen der betroffenen Serben auch als Zivilisten verkleidete Milizionäre der bosnischen Kroaten beteiligt. Nach Angaben des UN-Sprechers Liam McDowall hätten kroatische Polizisten keine Anstalten gemacht, gegen die Unruhestifter vorzugehen. Der serbische Bürgermeister von Drvar, Mile Marceta, machte Hardliner auf beiden Seiten für die Gewalttaten verantwortlich. Sie wollten verhindern, daß Flüchtlinge wieder in ihren Heimatort integriert werden können. Gestern durchkämmten erneut Banden die Stadt und zwangen Serben, ihre Häuser zu verlassen.

Jacques Klein, der Stellvertreter des Internationalen Wiederaufbaubeauftragten Carlos Westendorp, prognostizierte gestern, daß die Übergriffe in Drvar kein Einzelfall bleiben werden. „Wenn jetzt allmählich die Rückkehr von Flüchtlingen anläuft, werden Gewalttäter und Extremisten ihre Höhlen verlassen und Gewalt säen“, sagte er in Sarajevo. Bundesaußenminister Klaus Kinkel drohte den bosnischen Kroaten mit der Einstellung der westlichen Hilfeleistungen.

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