: Demontiert und „im Kern getroffen“
■ Leiter der 39 Hamburger Gesamtschulen protestieren mit einem Memorandum gegen die Sparpläne von Schulsenatorin Raab
Geht es um die unterschiedlichen Leistungsniveaus von SchülerInnen, so sind Gesamtschulen aufgefordert, zu differenzieren. Das schreibt Hamburgs Schulgesetz vor. Doch die Kürzungspläne von Senatorin Rosemarie Raab (SPD) könnten diesen Lehrauftrag ad absurdum führen. „Die Sparmaßnahmen treffen die Gesamtschulen in ihrem Kern“, konstatiert etwa Dirk Hagener, Leiter der Gesamtschule Bergedorf. Zusammen mit KollegInnen und Eltern präsentierte er gestern ein Memorandum aller 39 Hamburger Gesamtschulleiter und ihrer Elternräte, in dem sie sich gegen die Sparpläne aussprechen.
Die sehen eine Kürzung der Lehrermehrstunden an Gesamtschulen „um rund 20 Prozent“vor. Zugleich heißt es in der Einleitung der Raabschen Sparpläne, „Kürzungen der Stundentafel“würden nicht vorgenommen. Viele der sogenannten Lehrermehrstunden an den Gesamtschulen sind jedoch „notwendiger Bestandteil des Schulsystems“, geben die Schulleiter zu bedenken. Werden sie an Gymnasien allein für zusätzliche Kursangebote etwa im künstlerischen Bereich genutzt, so braucht die Gesamtschule diese zusätzlichen Stunden, um nach Leistung differenzierten Unterricht durchführen zu können.
Künftig nur noch eine weitere Fremdsprache für jeden?
An der Jahnschule etwa wird Englisch in den zwei fünften Klassen in drei Lerngruppen unterrichtet, die jeweils unterschiedliche Leistungsniveaus haben. Kürzungen hätten hier zur Folge, „daß keine Differenzierung nach Leistung und Können der SchülerInnen mehr möglich wäre“, erklärt JahnSchulleiterin Christa Karl. Auch der Wahlpflichtbereich wäre von den Sparplänen betroffen. An allen Gesamtschulen in Hamburg ist es SchülerInnen der siebten Klassen noch möglich, zwischen mindestens zwei verschiedenen zweiten Fremdsprachen zu wählen. Künftig würde es auf eine einzige hinauslaufen. In beiden Bereichen, da sind sich die 39 SchulleiterInnen einig, darf es keine Kürzungen geben, „da sie Bestandteil der Grundausstattung sind“.
Blieben also noch die Lehrermehrstunden für die gezielte Förderung von Kindern aus gesellschaftlich benachteiligten Gruppen. Und die sogenannten Tei-lungsstunden, bei denen Klassen in kleinere Gruppen aufgesplittet werden, um den Unterricht in Werkstätten oder naturwissenschaftlichen Labors zu ermöglichen. Kürzt man bei diesen „echten Lehrermehrstunden“und will gleichzeitig die von Schulsenatorin Raab vorgegebene Quote von 20 Prozent der Zusatzstunden erfüllen, dann – so das Fazit des Memorandums – müßten 60 Prozent des Förderunterrichts zusammengestrichen werden. Damit wäre das Konzept der Gesamtschulen wohl demontiert. Karin Flothmann
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