: Billige Schulen in Berlin
■ Bündnisgrüne stellen DIW-Gutachten vor. Im Vergleich mit den anderen Stadtstaaten Hamburg und Bremen stellen die Forscher fest: Niedrigere Personalkosten, aber weniger Unterricht
Die Schulen in Berlin sind nicht besser ausgestattet als die in den beiden anderen Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Die Personalausgaben pro Jahr und Schüler liegen um zwölf Prozent niedriger als in den nördlichen Hansestädten. Das ergab ein Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der bündnisgrünen Fraktion im Abgeordnetenhaus, das gestern vorgestellt wurde. Die Untersuchung beruht auf Zahlen aus dem Jahr 1996. Die Flächenstaaten hat das DIW wegen der unterschiedlichen Sozialstruktur bewußt nicht als Vergleich zu Berlin herangezogen. Mit dem Gutachten sei nachgewiesen, daß „ein Ausstattungsvorsprung Berlins nicht mehr gegeben“ sei, sagte die schulpolitische Sprecherin der Fraktion, Sybille Volkholz.
Unter Verweis auf einen solchen Vorsprung hatte Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) unlängst verlangt, die Lehrerarbeitszeit noch stärker als geplant zu verlängern. Nach Ansicht von Volkholz ist dieser Plan nun vom Tisch. Jetzt könne es nur noch darum gehen, „mit den vorhandenen Ressourcen einen besseren Unterricht zu machen“. Vor allem in der Grundschule und bei der Föderung von Schülern in sozialen Brennpunkten müßten dringend mehr Lehrer eingesetz werden.
Die geringeren Personalausgaben in Berlin sind nach Angaben von DIW-Mitarbeiter Dieter Vesper nur zu einem kleinen Teil auf die niedrigeren Gehälter im Ostteil der Stadt zurückzuführen. Wichtiger sei, daß beamtete Berliner Lehrer häufiger in niedrigeren Besoldungsgruppen eingestuft sind als ihre Hamburger oder Bremer Kollegen. Trotz der unterschiedlichen Ausgaben liegt daher das Betreuungsverhältnis mit 14,5 Schülern pro Lehrer in allen drei Stadtstaaten nahezu gleich. Mit durchschnittlich 21,6 Wochenstunden unterrichteten die Berliner Lehrkräfte jedoch anderthalb bis zweieinhalb Wochenstunden weniger als die Pädagogen in den Hansestädten. Deshalb lag die Zahl der erteilten Stunden pro Schüler etwas niedriger als in Hamburg oder Bremen.
Volkholz wandte sich jedoch gegen eine pauschale Verlängerung der Lehrerarbeitszeit, wie der christdemokratische Innensenator sie fordert. Statt dessen plädierte sie für ein neues Arbeitszeitmodell, das sich an der Arbeitszeit im öffentlichen Dienst orientieren soll. Ralph Bollmann
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