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Hausaufgaben am PC

■ Bildungsbehörde wirbt für Informationstechnik in den Schulen: Dabei zeigen Schüler vom Leibnizplatz, wie normal für sie im Schulalltag Computer sein können

Nico Depke ist 15. Seine Schulaufsätze schreibt der Neunklässler von der Integrierten Stadtteilschule am Leibnizplatz (ISL) auch mal am Computer. Wenn er ein Rechtschreibprogramm über den Text laufen läßt, findet das seine Lehrerin Bärbel Wagner in Ordnung. „Die Schüler lernen doch auch was, wenn sie richtige Texte lesen“, sagt sie. Bärbel Wagner hat etwas übrig für Computereinsatz in der Schule. „Die dürfen auch für Referate im Internet oder auf CD-Roms am Computer recherchieren“.

Die ISL hat die nötigen Rechner zum Teil von Sponsoren bekommen, auch die Landesbildstelle stellte für einen Modellversuch Geräte bereit. Die Mathematik- und Geschichtslehrerin Wagner, die einst auch mal sechs Semester Informatik studierte und mit einigen Stunden an die Landesbildstelle abgeordnet ist, betreut seit drei Jahren den Versuch „Computerspiele“an der ISL. Was daraus geworden ist, präsentierten Nico und sein Klassenkamerad Mathis Busch (15) am Dienstag stolz im World Trade Center. Anläßlich der Auftaktveranstaltung für die Bremer Teilnahme an der „Global Bangemann Challenge“(siehe Kasten) zeigten die Bildungsbehörde innovative Multimedia-Projekte aus Schule, Bildung und Kultur.

Nico, Mathis und den anderen aus der jetzigen 9 d vom Leibnizplatz war nämlich das bloße Computerspielen bald zu langweilig. Eigene Spiele wollten sie entwickeln. Aber dieser Anspruch, so erkannten die SchülerInnen bald, war ein bißchen zu hoch gehängt. So entstand die Idee, ein Multimedia-Produkt zu machen: Mit dem PC-Programm „Medi8or“bastelte die ganze Gruppe einen bebilderten Führer zu ihren liebsten Computerspielen, unter anderem Jurassic Parc oder NBA-Life. Das ganze wurde in einer CD-Rom festgehalten.

In vielen Überstunden, sagt Mathis, haben die SchülerInnen aus den Begleitheften zu den Spiele-CDs Bilder eingescannt und mit den selbst geschrieben Spielbeschreibungen verbunden: Ein Klick auf das Wort „T-Rex“und der schreckliche Saurus erscheint auf dem Schirm. „Zuerst mußten wir jede Seite auf Papier ausmalen“, sagt Nico. Später sind die MacherInnen, die sich in Videoclips auf der CD vorstellen, immer mehr von den Vorbildern abgewichen.

Für die 9 d aus dem Leibnizplatz ist es normal, eigenständig im Computerraum zu arbeiten.

Alle Bremer SchülerInnen mit den neuen Medien vertraut zu machen, ist erklärtes Ziel der Bildungsbehörde. „Die Schüler sind schon oft besser als die Lehrer. Wir müssen uns wahnsinnig beeilen, daß wir da alle mitkommen“, sagte Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Schon verfügen alle Schulen über einen ISDN-Anschluß. Alle Schulen der Sekundarstufen 1 und 2 sowie einige Grundschulen präsentieren sich auf einer Home-Page im Internet (http://www.schule.bremen.de) Zur Zeit sei man in der Zwischenphase, in der Konzepte für den Unterricht mit Computern gemacht werden, sagte Kahrs. Ab 1999, wenn Erfahrungen vorlägen, wie neue Medien das Lehren und Lernen veränderten, werde man bei der Anschaffung von Computern und Lehrmaterial „richtig hinlangen“. Kahrs gehört zu denen, die vom Computereinsatz eine Umwälzung der Verhältnisse in den Schulen erwarten. Auch Professor Dieter Bake von der Universität Bielefeld rechnet damit, ganze Curricula umwerfen zu müssen. „Das geht so weit, daß wir nicht mehr Texte linear schreiben, sondern mit Links arbeiten“, so der Bildungsforscher. Ungelöst sei jedoch die „Jungen/Mädchen-Frage“. Immer noch seien unter den Computerfans die Jungen stark überrepräsentiert. J. Fahrun

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