: Probelauf im Cinemaxx
■ Eine Vorpremiere und ein Pressegespräch im neuen Multiplexkino am Hauptbahnhof
Hans-Joachim Flebbe sieht immer noch aus wie aller Mütter liebster Schwiegersohn, und am Montag abend wirkte er sogar aufgeräumter als sonst, denn es schien alles gut zu laufen in seinem neuen Riesenkino.
In verschiedenen Ecken bastelten zwar noch ein paar Handwerker herum, und ein ständiges leises Summen im Kino 9 liessen Flebbe, den Architekten Peter Krüger und den Innenarchitekten Heinz-Jürgen Schuhmacher während der Pressekonferenz immer wieder leicht irritiert in Richtung Klimaanlage gucken, aber bei der kurzen Demonstration haute der „THX-Dolby SR“-Sound die versammelten Journalisten schon sehr eindrucksvoll in die Sitze. Und in den kurzen Einführungsreden der versammelten Investoren, Bauherren und der Direktorin des Überseemuseums Dr. Viola König wurde nur erleichtert gelobt.
Alle betonten jeweils die gute Zusammenarbeit mit den Partnern, und Flebbe erzählte, daß dieses Cinemaxx mit 5 Jahren Planungs- und Bauzeit recht zügig realisiert wurde. In Hamburg hätte es 8 Jahre gedauert, denn „wenn man ein Multiplex-Kino bauen will, stellen sich manche Leute so an, als wäre es ein Atomkraftwerk!“Die nötigen Parkplätze scheinen bei den Behörden das wichtigste am ganzen Bau zu sein, und so erklärte Flebbe gleich zu Anfang, wo und zu welchen Preisen die Besucher seines Kinos parken können.
Die Investoren von „Kapital Consult Stuttgart“verrieten, daß von den investierten 50 Millonen Mark immerhin drei Millionen von Anlegern aus Bremen selber aufgebracht wurden, und Viola König legte sich auf einen Termin in genau einem Jahr fest, zu dem das Schaumagazin des Überseemuseums im gleichen Gebäude eröffnet werden soll. Ein paar Holzkähne und Einbäume kann man schon jetzt durch eine Glasscheibe sehen, ein riesiges Wal-Skelett hängt an der Wand des Kinofoyers, und sehr bald soll der noch größere Tiefsee-Tintenfisch aus Plastik dazukommen, der dann ewig und in schönster Kinotradition mit dem Wal kämpfen wird.
Über 3.000 Plätze in 10 Kinos, Preise von 6 Mark (Happy Hour) bis 16 Mark (Loge am Wochenende) und ein „Neigungswinkel von 15 Grad in allen Sälen“– dies sind die wichtigsten harten Fakten für das zukünftige Publikum. Filmkunst wird es im Cinemaxx wenig geben, damit werden die Bremer von „Cinema, der Schauburg und dem Kommunalkino schon gut bedient“(Flebbe), und die beim Probelauf gezeigten Filme waren die gängigen Hollywood-Produktionen, die in Bremen bisher im UT-Kino und dem UFA-Palast liefen.
Daß er die „Titanic-Schwemme“mit seinem Kino in Bremen gerade um ein paar Monate verpaßte, hat Flebbe schon etwas gefuchst; gerade jetzt fängt mit dem wärmeren Wetter die Saure-Gurken-Zeit für Kinos an, und er gab zu, daß er auch keinen wirklich großen Film als Aufmacher für sein Kino bieten kann. Jeden Mittwoch gibt es eine „Kultfilm-Nacht“, zum Auftakt Kubricks „Uhrwerk Orange“– dies ist bisher das einzige besondere Programmangebot. Zuerst sollen sich die Leute einfach an das neue Kino gewöhnen.
Bei dem mit einigen tausend Zuschauern erwartungsgemäß gut besuchten Probelauf ging dann auch (wie es sich gehört) zumindest in einem Kino etwas schief. Minutenlang war das Bild so unscharf, daß man nur bunte Flecken herumhüpfen sah, und die Betriebsleiterin Daniela Kowalewski bewies mit ihrem Kommentar: „Dafür ist es ja auch umsonst“, daß sie die Lage schon souverän im Griff hatte. Es fing gut an! Wilfried Hippen
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