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Stadtplanung von unten

■ Ein Volkspark für St. Pauli: Linker Knatsch um linke Stadtteilentwicklung

Der Park am Pinnasberg kommt. Ob er „Chez Waldi“oder „Fischkopphang“heißen soll oder doch „Henning-Voscherau-Gedächtnispark“(Hamburgs Erster Bürgermeister von 1988 bis 1997, d. Red.), ist noch nicht entschieden. Fest steht aber, daß die Bauarbeiten am Hang zwischen St.-Pauli-Kirche im Norden und Hafenstraße im Süden im Herbst beginnen.

Dann entsteht neben der „Antoni-Fußgängerbrücke“die Turnhalle für die Schulkinder aus der Bernhard-Nocht-Straße. Das Hallen-dach wird begehbar und Bestandteil des künftigen Parks für St. Pauli sein. Wie der aussehen soll, ist auch nach der ersten Stadtteilkonferenz in der vorigen Woche unklar. Vor allem „Erholung, Ruhe, Wasser“wünschten sich die rund 80 Versammelten, darunter viele junge Erwachsene. Ob es neben der obligatorischen Wiese einen Kinderspielplatz, ein Teehaus, eine Skateboardbahn, ein Schwimmbad geben wird oder auch „frei umherlaufende Affen“, um die einige Kinder baten, soll bis zur Folgekonferenz am 27. Juni „in Arbeitsgruppen konkretisiert werden“, sagt Elke Viehmann von der Gemeinwesenarbeit St. Pauli (GWA).

Seit Oktober waren, mit finanzieller Unterstützung der Kulturbehörde, die Menschen im Stadtteil zu ihren Park-Wünschen interviewt worden. Im „Planungscontainer“am Pinnasberg wurden zig Entwürfe abgegeben. „Das“, dozierte der Künstler Christoph Schäfer am Rande der Konferenz, sei „linke Stadtplanung“. Schäfer, der die Befragung mit GWA-MitarbeiterInnen durchführte, wollte bewußt „kein Modell vorgeben“, sondern die Idee dafür mit Interessierten aus St. Pauli in einem „demokratischen Verfahren“entwickeln.

Als „Herrschaftsplanung“diffamierte Schäfer ein Modell zur Überdeckelung der Hafenstraße, das Anne Reiche von der Genossenschaft Alternativen am Elbufer kürzlich vorgestellt hatte. „An so einem Modell kann man sich nur abarbeiten“, kritisierte Schäfer die mangelnde Bürgerbeteiligung. Ein verkehrsberuhigtes Elbufer, so der Mißgünstige, ziehe „Kommerz“an und trage zur Verdrängung der Bevölkerung durch Yuppies bei. Reiche, die im Gespräch mit der taz ausdrücklich betont hatte, daß es sich um einen „Vorschlag“handele, der „mit dem ganzen Stadtteil diskutiert“werden müsse, war gestern nicht zu erreichen.

Heike Haarhoff

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