Streik geht weiter

■ Dänischer Streik legt jetzt auch Schwedens Autoindustrie lahm. Ende ist nicht absehbar

Stockholm (taz) – Im dänischen Arbeitskonflikt hat sich auch gestern noch keine Einigung abgezeichnet. Die Verhandlungen sollten am Abend aber weitergeführt werden, nachdem sich Arbeitgeber und Gewerkschaften seit dem 1.Mai schon mehrfach getroffen hatten. Obwohl Einzelheiten bisher nicht bekannt wurden, scheint die Arbeitgeberseite mittlerweile zu Zugeständnissen im Streit um die sechste Urlaubswoche bereit zu sein. Unbestätigt blieben Meldungen, nach denen die Arbeitgeber zwei zusätzliche Urlaubstage angeboten haben sollen, der Gewerkschaftsverband LO dieses Angebot aber als unzureichend abgewiesen hätte. LO-Vorsitzender Hans Jensen teilte lediglich mit, daß die Parteien noch „weit auseinander“ lägen.

Die Folgen des Streiks werden nicht nur in Dänemark immer spürbarer. Der schwedische Autohersteller Saab mußte inzwischen seine gesamte Pkw-Produktion stoppen, da ein wichtiges Bauteil vom dänischen Hersteller nicht mehr geliefert werden konnte. Der Lieferausfall von Autoteilen droht nach Meldungen dänischer Medien in wenigen Tagen auch die Produktion bei Volvo, BMW und anderen Firmen zu stören. In Schweden führte ein Sympathiestreik der Transportarbeitergewerkschaft für ihre dänischen KollegInnen dazu, daß der Großteil des von Kopenhagen nach Stockholm verlegten internationalen Flugverkehrs auch dort zum Erliegen kam. In Dänemark werden ab heute die 45.000 Mitglieder der Gewerkschaft der Handelsangestellten und 10.000 der Elektrikergewerkschaft ausgesperrt.

In der Stadt Odense kam fast der gesamte öffentliche Busnahverkehr wegen Treibstoffmangels zum Erliegen. Auch in anderen Orten sind die Tanklager in einigen Tagen leer. In der Hauptstadtregion wird der Busdiesel nach Auskunft der Busgesellschaft HT noch bis Ende der Woche reichen. Da auch der Fährverkehr stark betroffen ist und einige Linien ihren Verkehr ganz oder teilweise eingestellt haben, läuft mittlerweile nur noch der Verkehr der Staatsbahn DSB einigermaßen normal. Reinhard Wolff