■ Digital-Kartell: Bertelkirch am Ende der Fahnenstange
Bröckchen für Bröckchen geben die Medienkonzerne Bertelsmann und Kirch von ihrem geplanten Medienkoloß ab, um den Klumpen doch noch über die Kartellprüfung zu bringen. Am Ende warfen sie den Brüsseler Kartellwächtern vorgestern noch ein Stückchen zu, das ihnen eigentlich wertvoll war: ein Stück der Firma, mit der beide Konzerne und die Telekom die künftige digitale Fernsehtechnik beherrschen wollen, 25 Prozent von jener „Beta-Research“ dürften unter Umständen andere haben. Gestern bestätigte der Sprecher von Bertelsmanns Fernsehtochter CLT-Ufa, Matthias Wulff, dieses Angebot. Aber, so führte er aus, ein Stimmrecht, mit dem ein möglicher Konkurrent verhindern könnte, was die Konzerne ausbaldowert haben, sei nicht drin. Der ARD, der bisher der Eintritt in die Decoder-Firma verwehrt wurde, reicht das Angebot nicht.
Auch in den Augen der Wettbewerbshüter hat das letzte Bröckchen den Koloß nicht kleiner gemacht. Die versammelten obersten Monopolwächter aller 15 EU- Staaten, die im beratenden Ausschuß der Europäischen Wettbewerbsbehörde sitzen, sie sagten einstimmig und einmütig nein (taz von gestern). Das haben die Bertelsmann-Manager nun auch wieder nicht erwartet. „Das hat uns verwundert“, bestätigt CLT-Ufa Mann Wulff perplex: „die Einstimmigkeit hat uns überrascht.“ EU- Wettbewerbskommissar Karel van Miert, der für die endgültige Entscheidung zuständig ist, hatte seinem ursprünglich negativen Entscheidungsvorschlag nach den Zugeständnissen der Konzerne ohnehin nur ein paar Seiten angepappt. An seiner Empfehlung änderten die nichts: Untersagung.
In Brüssel erwartet man Brocken, nicht Bröckchen, doch Bertelsmann und Kirch fallen nun nicht einmal mehr solche ein, die man den Prüfern hinwerfen könnte: „Wir sind da an einer Grenze“, heißt es auf der Bertelsmann-Seite nun, „Ende der Fahnenstange.“ Dabei ist offenbar Leo Kirch dringend darauf angewiesen, daß die Fusion klappt, weil der klamme TV-Herr dringend das Geld von Bertelsmann braucht, das der Konzern ihm bei der Fusion überweisen würde. lm
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen