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In den Gemeinden gehört die PDS ganz einfach dazu

■ Auf kommunaler Ebene arbeiten Christdemokraten und „Postkommunisten“ bestens zusammen

Während Pfarrer Hintze die PDS zu politisch Aussätzigen erklären will, arbeiten seine CDU- Parteifreunde überall im Osten der Republik eng mit den Unberührbaren zusammen. Das ist auch in Sachsen-Anhalt nicht anders. In der 43.000-Einwohner-Stadt Stendal herrscht zwischen CDU und PDS eine „völlig gelöste Atmosphäre“, berichten die politischen Gegner übereinstimmend. Wenn es sich ergibt, stimmt die CDU zusammen mit der PDS – gegen die SPD. Als die seit der 94er Kommunalwahl in Stendal regierende SPD die Abwasserpreise erhöhen wollte, wehrten sich CDU und PDS gegen den Plan. Schließlich stimmten sie die SPD nieder.

„Die PDS wird auf kommunaler Ebene von keiner anderen Partei ausgegrenzt“, berichtet der Stendaler Lokalreporter Björn Geldermann. Er erlebte die PDS „als die konstruktivste Partei“, die von den politischen Konkurrenten wie selbstverständlich zu den demokratischen Parteien gerechnet wird. Eine Tatsache, der sich die Landtags-CDU in Sachsen-Anhalt jetzt plötzlich verweigert.

Die PDS gehört in den Gemeinden im Osten ganz einfach dazu – so auch im Köthener Kreistag. Dort stimmten vor zwei Jahren alle Fraktionen zusammen mit der PDS für den Erhalt der Kinderabteilung des Köthener Kreiskrankenhauses. CDU und PDS setzten später gegen die SPD durch, daß ein Sportplatz nicht in dem kleinen Quellendorf, sondern in Port gebaut wurde. Politische Zusammenarbeit gilt aber auch für die Etatpolitik. „Wir haben immer wieder Berührungspunkte mit der CDU bei wichtigen Haushaltsfragen“, weiß die Kreistagsabgeordnete Petra Weiher zu berichten. Kein CDUler käme auf die Idee, den Saal zu verlassen oder eine Abstimmung abzulehnen, bloß weil die PDS mit der CDU gestimmt hat. Und in der Gemeinde Aken nahe Köthen gehen vermeintliche Kontrahenten nach den Sitzungen sogar gemeinsam zum Bier. Wenn das Pfarrer Hintze erfährt. Christian Füller

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