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Soul auf Zehenspitzen

■ Street poetry, peace, war und die selben Witze: Gil Scott-Heron

Dududu Duuu Dut Dut Dututuuu. Und jetzt alle. Gil Scott-Heron weiß nach all den Jahren Bühnenerfahrung, wie man ein Publikum auf seine Seite zieht. Mit dem Refrain aus „Three Miles Down“ – jenem Stück über die Minenarbeiter, das in keinem seiner Sets fehlen darf – bekommt der grauhaarige balladeer jeden. Dududu Duuu Dut Dut Dutututuu. Eben. Und Scott-Heron war am Montag in der prall gefüllten Markthalle sichtlich daran gelegen – selbst wenn er immer die selben Witze erzählt.

Nachdem der 49jährige Crooner mit „Three Miles Down“ sein erstes Set beendet hatte, nahm er vor der Orgel Platz, zog seine Baseballmütze in die Stirn und stimmte einige Balladen an, wie es eben nur Gil Scott-Heron kann – falls er gerade nicht zuviel getrunken hat. Wie immer kreiste die street poetry dieses selbsternannten „black man born to expression“ um die Vokabeln „war“ und „peace“. Wiederholt bläute er uns ein, daß die Zeit der Kriege keinesfalls passé ist: „Peace is not the absence of war, it's the absence of rumours of war.“

Assistiert wurde er dabei von seinem alten Weggefährten „brother“ Larry McDonald, der die Congas, Syndrums und anderes Schlagwerk mit eigenartiger Rhythmik traktierte. So weit, so gut. Doch zwei Musiker sind noch keine Band. Und so kaufte sich Gil Scott-Heron noch zwei Jungspunte am Bass respektive der Orgel ein, die wenig vom Spirit des Meister begriffen haben. Als dann der Honkytonk-Organist auch noch mit Volker Lechtenbrink an der Mundharmonika konkurrierte war klar, daß die Generationen sich nicht einig werden. Immer aber wenn Gil Scott-Heron auch nur für einen Akkord seine langen Finger in die Tasten legte, wurden die Verhältnisse wieder gerade gerückt, kam der Soul auf Zehenspitzen zurück. An vollständiger künstlerischer Kontrolle liegt dem Meister immer noch wenig. Schade eigentlich.

Volker Marquardt

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