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Haus ohne Auto-HüterInnen

■ „Pilotprojekt autoarmes Wohnen“: Baubeginn 1997

Hamburg bleibt verkehrsbeunruhigt. Das ist seit Eugen Wagners Konzept Fakt. Aber damit sich alle vorstellen können, wie hübsch es sich ohne Lärm, Raser und Abgase leben ließe, entstehen jetzt auf 1,5 Hektar eines ehemaligen Industriegeländes zwischen Saarlandstraße und Barmbeker Kanal 250 Wohnungen, in die nur Leute ohne Auto einziehen dürfen: Hamburgs erste „autoarme“ Wohninsel, ein Vorzeige-Biotop erster Klasse.

Bereits am Montag prämierte die Stadtentwicklungsbehörde den Entwurf des Hamburger Planer-Büros APB, nach dem das in der Kooperationsvereinbarung festgeschriebene „Pilotprojekt Autoarmes Wohnen“ an der Saarlandstraße verwirklicht werden soll. Der Entwurf sieht im ersten Bauabschnitt drei winkelförmige fünfgeschossige Gebäude und ebenso viele viergeschossige Einzelgebäude mit 150 Wohnungen vor, die von Gärten und Spielplätzen eingerahmt werden. Ein „Gewerberiegel“ zwischen Häusern und Saarlandstraße soll den Verkehrslärm von der stark befahrenen Straße abfangen. Statt Straßen und Pkw-Stellplätzen soll es Fuß- und Radwege geben. Künftige Mieter verpflichten sich per Mietvertrag, auf die Haltung eines eigenen Autos zu verzichten. Wer sich doch eins besorgt, riskiert die Kündigung.

„Natürlich wird es Ausnahmen geben“, sagt Carsten Wagner vom Verein „Autofreies Wohnen“, der Bewerbungen von BewohnerInnen entgegennimmt (Tel.: 200 6423). Zufahrten für Krankenwagen, Feuerwehr oder Transporte würden eingerichtet. „Wir hoffen, daß sich die Mieter freiwillig an die Vorgabe halten. Ansonsten ist das Projekt gescheitert.“ Wer nach dem Einzug merkt, daß er nur motorisiert überleben kann, „hat die Möglichkeit, einen Wohnungstausch zu beantragen“, sagt Wagner. Mitte 1997 soll ausgeschachtet werden; frühestens Ende 1998 könnten die ersten „Autoarmen“ einziehen. Finanziert wird der Bau je zu einem Drittel über öffentliche Förderung, Eigenkapital und frei finanzierten Wohnungsbau. hh

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