: „Wir sind eine Bewegung“
■ Der Bund der Energieverbraucher vermittelt Photovoltaik-Anlagen namens „Phönix“. 400 Berater unterstützen bundesweit die Interessenten. Interview mit dem BdE-Vorsitzenden Aribert Peters
Der Bund der Energieverbraucher (BdE) ist mit seinem Phönix- Projekt bekanntgeworden: Seit 1994 vermittelt der Verein herstellerunabhängig thermische Solaranlagen. Jetzt bietet er auch Photovoltaik-Anlagen an. Doch kleine Betriebe der Branche fürchten die starke Konkurrenz. Mit dem BdE- Vorsitzenden Aribert Peters sprach Bernward Janzing.
taz: Herr Peters, der Bund der Energieverbraucher vermittelt seit neuestem vier Photovoltaik-Anlagen unterschiedlicher Größe. Wonach haben Sie die ausgewählt?
Aribert Peters: Wir haben unser Projekt ausgeschrieben und daraufhin 30 Angebote unterschiedlicher Hersteller erhalten. Davon haben wir die besten Angebote ausgewählt – nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis und danach, wie einfach, schnell und gefahrlos die Anlagen von technisch begabten Laien zu montieren sind. Bei der Auswahl hat uns eine Expertengruppe unterstützt.
Der Bund der Energieverbraucher ist ein gemeinnütziger Verein. Über eine hundertprozentige Tochter, die „Bund der Energieverbraucher GmbH“, macht er aber nun Geschäfte mit dem Verkauf von Solaranlagen. Darf das überhaupt sein?
Wir verkaufen keine Solaranlagen, sondern vermitteln deren Bezug. Außerdem darf jeder Verein Geschäfte machen – auch viele kleine Vereine machen Geschäfte. Ich sehe darin nichts Schlechtes.
Man muß zuerst 150 Mark an den BdE zahlen, um in den Besitz einer der Anlagen zu kommen. Da wendet man sich doch besser gleich an den Hersteller.
Die Phönix-Anlagen sind nur über uns zu beziehen. Man bekommt sie nur mit unserem Original-Bestellschein, der den Service durch die Phönix-Berater garantiert.
Anders als bei den thermischen Anlagen, die Sie sehr günstig anbieten, liegen die Preise ihrer Photovoltaik-Anlagen nicht unter dem Marktniveau. Da kommt der Verdacht auf, daß es Ihnen mehr um das Geschäft geht als darum, die Solarenergie zu fördern.
Man darf die Solaranlagen nicht allein nach dem Preis pro Kilowatt bewerten. Wir betreuen die Kunden bei der Installation und bieten vormontierte Anlagenkomponenten. Wir vermitteln Installateure, von deren Leistung wir überzeugt sind, verleihen für die Dachmontage Sicherheitsgurte und haben eine Bauherren-Haftpflichtversicherung abgeschlossen. Darüber hinaus helfen wir bei der Beantragung der Fördermittel. Das Phönix-Projekt übernimmt bei der Finanzierung über die Deutsche Ausgleichsbank auch einen Teil der Kosten und der Darlehensrisiken. Derzeit belaufen sich die Effektivzinsen bei sechs Jahren Laufzeit auf 3,71 Prozent. Dieses Gesamtpaket ist in unseren Preisen enthalten.
Kleine Installationsbetriebe fürchten, daß sie durch Ihr Projekt Aufträge verlieren. Ist es Sinn eines Vereins, Unternehmen Konkurrenz zu machen?
Wir haben bundesweit 400 Phönix-Berater, da sind viele kleine Solarfachbetriebe dabei. Die profitieren von unserem Projekt. Es ist also nicht so, daß wir das Handwerk überflüssig machen. Ein Installationsbetrieb, der bei uns nicht mitmacht, kann es mit unserem Angebot natürlich schwerhaben. Aber andererseits machen wir ja auch Werbung für Photovoltaik. Damit beschaffen wir der gesamten Branche wiederum Aufträge. So kommt unser Anstoß letztendlich auch den Anbietern zugute, die nicht für uns tätig sind. Man muß den Bund der Energieverbraucher daher als eine Promotion-Agentur sehen.
Wie wird man Phönix-Berater?
Die Berater müssen eine Prüfung bei uns ablegen. Zur Vorbereitung bieten wir viertägige Kurse an gut zehn verschiedenen Orten an. Die Kurse sind nicht nur für Phönix-Berater sondern für alle, die sich vertieft im Thema Solarenergie weiterbilden wollen.
Und die Berater dürfen dann nur noch Phönix-Anlagen installieren?
Nein, das verlangen wir nicht, doch eine Loyalität erwarten wir schon. Es darf nicht sein, daß sich ein Phönix-Interessent an einen Berater wendet und dann eine ganz andere Anlage empfohlen bekommt – es sei denn, es gibt dafür technische Gründe. Bei Anlagen, die wir nicht im Programm haben, also bei Großanlagen, sind unsere Berater völlig frei.
Das hört sich alles nach einer Firma an, die sich Konkurrenz vom Leib halten will.
Wir sehen uns trotzdem nicht als Firma, sondern als eine Bewegung. Wir sind ja auch herstellerunabhängig. Wäre Phönix eine Firma, dann wäre sie die größte und erfolgreichste Solarfirma Deutschlands.
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