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Sehr gut über den Berg

■ Das Leipziger Comeback-Kid Uwe Ampler gewinnt zum vierten Mal die Friedenfahrt und hängt dabei die Telekom inklusive Bjarne Riis ab

Erfurt (dpa) – Uwe Ampler hat am Samstag einen Schritt getan, noch einmal im Radprofi-Geschäft Fuß zu fassen. Der Leipziger hat nach drei Jahren Pause mit einer beeindruckenden Vorstellung die 51. Friedensfahrt gewonnen und dabei dem favorisierten Team Telekom die Show gestohlen, das den dreimaligen Gesamtsieger Steffen Wesemann (Frankfurt a. d. Oder) erneut an die Spitze bringen wollte. Ampler reichte im 34 km langen Einzelzeitfahren von Weimar nach Erfurt ein vierter Rang. Den Etappensieg im Zeitfahren sicherte sich der Leipziger Thomas Liese vor Wesemann. Damit blieb Wesemann am Ende nur Platz zwei in der Gesamtwertung.

Dem hochverschuldeten Ampler (33) kämen die 10.000 Mark Siegerprämie sicher recht, um sich wieder ein wenig zu sanieren. Sie sind aber seine Investition in die Zukunft und gehen in die Mannschaftskasse seines polnischen Teams Mroz und möglicherweise noch an einige andere Fahrer, die dem Leipziger bei seinem Comeback zur Seite standen. „Es war sehr schwer. Ich hätte nie gedacht, gegen solch starke Fahrer wie Wesemann und Riis gewinnen zu können“, sagte Ampler nach dem Erfolg.

Sein Sieg und der vorausgegangene Zweikampf mit dem Team Telekom haben der Friedensfahrt einen enormen Zulauf an Zuschauern und große Medienresonanz gebracht. Vertreter der Tour de France, der Präsident des Weltradsportverbandes (UCI), Hein Verbruggen, und der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Manfred Böhmer, zeigten sich vom organisatorischen und sportlichen Niveau beeindruckt.

Sportlich hat Ampler, der nach unbewiesenen Doping-Vorwürfen gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Telekom und einer Reihe verlorener Prozesse 1993 in die Pleite rutschte, überzeugt. Im Duell mit seinem ehemaligen Team war er vor allem in den Bergen besser und trug sich damit zum vierten Mal in der Geschichte in die Siegerliste dieses Traditionsrennens ein. Vier Siege erkämpfte nur noch der Pole Ryszard Szurkowski.

Auf der 7. Etappe von Eger (Cheb) hatte sich Ampler mit einem Generalangriff seines großen Konkurrenten Steffen Wesemann entledigt. Auch der Sieger der 96er Tour de France, Bjarne Riis (Dänemark), konnte an diesem Tag nicht dagegenhalten. Im Gegenteil, Amplers Teamgefährten reihten sich wie bei einem Mannschaftsrennen ein und führten den Leipziger an die Spitze der Gesamtwertung. An den kommenden Tagen verteidigte er diese mit viel Übersicht.

Telekom-Star Riis war ohnehin nur ins Rennen gegangen, um sich bei einer für ihn mittelschweren Rundfahrt über zehn Etappen und 1.608 km nach einer Handverletzung im Frühjahr für die Tour in Form zu bringen. Die Neulinge Andreas Klöden (Berlin) und Dirk Müller (Bad Hersfeld) waren eher zum Lernen dabei.

So blieben Wesemann nicht genug Helfer, um sich gegen Ampler zu behaupten. „Für Ampler war dieses Rennen der Höhpunkt, auf den er sich ganz gezielt vorbereitet hat. Wir sind dagegen aus den Frühjahrsklassikern gekommen und vielleicht nicht mehr so in Schuß. Das soll aber seine Leistung überhaupt nicht schmälern. Er hat verdient gewonnen“, erklärte Wesemann.

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