Fiktive Gehälter in Paris

■ Frau des Pariser Bürgermeisters wegen Affäre um Gehaltszahlungen verhört

Paris (AFP) – Die Frau des Pariser Bürgermeisters Jean Tiberi ist gestern im Zusammenhang mit einer Affäre um fiktive Gehälter in Polizeigewahrsam genommen worden. Das verlautete aus Justizkreisen in Versailles bei Paris, wo Xavière Tiberi seit dem Morgen verhört wurde. Bei den Vorermittlungen geht es um den Verdacht, sie habe 1994 vom Generalrat des Departements Essone 210.000 Franc (knapp 63.000 Mark) für ein Gutachten ohne großen Wert erhalten. Der Gaullist Tiberi ist als Nachfolger des heutigen Präsidenten Jacques Chirac seit 1995 Bürgermeister der französischen Hauptstadt. Die Zeitung Le Parisien berichtete, die Pariser Stadtverwaltung habe in den 80er Jahren fast 200 Scheinangestellte auf ihren Gehaltslisten geführt.

Neben der Bürgermeistersgattin soll der frühere gaullistische Departement-Präsident Xavier Dugoin auch mehrere andere Freunde und Verwandte mit Scheingehältern aus der Kasse des Generalrats versorgt haben.

Le Parisen berichtete am Montag, 1985 hätten insgesamt 195 städtische Angestellte weder über ein Büro noch über einen Telefonanschluß im Rathaus verfügt. Das Blatt stützte sich dabei auf die Aussage des früheren Personalchefs der Stadt, Georges Quemar. Seinen Angaben zufolge kamen insbesondere Verwandte von Politikern der Gaullistenbewegung RPR in den Genuß der fiktiven Gehälter. Versorgt worden seien auf diese Weise aber auch RPR- Politiker nach einer Wahlniederlage oder Parteifreunde aus dem mittelfranzösischen Departement Correze, in dem Chirac lange Zeit für die Nationalversammlung kandidiert hatte.