piwik no script img

Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Air Bud – Champion auf vier Pfoten USA 1996, R: Chalres Martin Smith, D: Michael Jeter, Kevin Zegers

„Die neueste Konkurenz für Basketballstar Michael „Air“ Jordan heißt „Air“ Bud, hat glänzendes Fell, eine feuchte Schnauze und ein unheimliches Ballgefühl. Nette Komödie, aber auch nicht mehr.“ (TV-Spielfilm) UT-Kino, CinemaxX, Passage (Del)

Anastasia USA 1997, R: Don Bluth, Gary Goldman

„Den Angriff auf Disney, denn nichts anderes ist „Anastasia“, hat sich das Hollywood-Studio „20th Century Fox“ einiges kosten lassen. So ganz aufgegangen ist die Rechnung (noch) nicht; „Anastasia“ hat in den USA so gerade einmal die Produktionskosten hereingeholt. Verstecken muß sich das Trickmärchen vor den Produktionen der Erben von Onkel Walt aber nicht. Die Zutaten stimmen: ein bißchen Poesie, ein wenig Legende, viel Märchen und Kitsch und jede Menge Gefühl und Romantik, abgeschmeckt mit einem Hauch Historie. Die Geschichte der jungen Anya, die – verfolgt vom Bösewicht Rasputin – beweisen muß, daß sie die verlorene Zarentochter ist, hat alles, was auch jeden Disney-Film auszeichnet. Bleibt nur die Frage, wer sich für diese romantisch-harmlose Liebesmär interessiert.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX

Der arme Müllerbursch und das Kätzchen DDR ?, R: ?

Märchenhafter Zeichentrickfilm für Kinder aus den Archiven der DEFA-Studios. UFA-Palast

Auf der Jagd USA 1998, R: Stuart Baird, D: Tommy Lee Jones, Wesley Snipes

„Auf der Jagd“ wird als Fortsetzung der Doktor-Kimble-Saga „Auf der Flucht“ angepriesen, ist eigentlich aber eine Spiegelung derselben Geschichte: Wieder ist ein aufrechter Mann (Wesley Snipes) fälschlicherweise eingebuchtet, wieder kann er fliehen und wird von einem hartleibigen Marshall gehetzt. Diesmal aber ist der Marshall (Tommy Lee Jones) zum Star des Films auserkoren. Selbst Regisseur Stuart Baird fällt es schwer, Sympathie für den Menschenjäger zu entwickeln, der einen Unschuldigen vor Gericht bringen will - und dieses Dilemma versucht sein Film mit einer wirren Verratsplotte zu vertuschen. Erfolglos. Wann immer sich Jäger und Gejagter raufen, möchte der Zuschauer ihnen zurufen: Jungs, vertragt euch. Ihr seid die Guten. Und so etwas killt jeden Thrill.“ (Der Spiegel) CinemaxX

B

Besser geht's nicht USA 1997, R: James L. Brooks, D: Jack Nicholson, Helen Hunt

„Leute, die Metaphern benutzen, können mir den Schritt schamponieren“ – O ja, Melvin Udall (Jack Nicholson) ist ein wahres Herzchen! Das läßt er Leute spüren, die auf seinem angestammten Platz im Restaurant sitzen, ihn fragen, wie's ihm geht oder einfach nur im Weg sind. Drei „Golden Globe“-Auszeichnungen (für Nicholson, Hunt und die Beste Komödie) lassen erahnen, wie gut diese hundsgemeine, herzerweichende Liebesgeschichte ist. Absolutes Highlight bleibt aber Jack Nicholson als „Rain Man“ mit mieser Laune, zweifellos eine dankbare Rolle, die ihm perfekt paßt. Eigentlich ist dem Titel nichts hinzuzufügen: Besser geht's nicht!“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter / Im CinemaxX auch in der Originalfassung ohne Untertitel

Blue Note – A Story of modern Jazz Deutschland 1997, R: Julian Benedikt / Originalfassung mit Untertiteln

„Wenn man jeden Tag Juwelen zu seinen Füßen liegen sieht, lernt man ihren Wert nie zu schätzen!“ - so beschreibt ein schwarzer Musiker in diesem Film das Verhältnis der US-Amerikaner zum Jazz. Tatsächlich waren es immer die Europäer, die diese einzige originäre Kunstform der USA als solche erkannten und förderten. Etwa die beiden jüdischen Emigranten Alfred Lion und Frank Wolff aus Deutschland, die in New York das „Blue Note“ Label gründeten, auf dem fast alle Stars des modernen Jazz epochale Aufnahmen machten. „The Band must schwing!“ war ihre einzige Direktive bei diesen recording-sessions, und tatsächlich verbindet neben einem immer präsenten Blues-Feeling der warm pulsierende Swing die frühesten Aufnahmen des Films von Bud Powell mit den ganz aktuellen der Vokalistin Cassandra Wilson. Und diesen durchgehenden Groove hat der deutsche (!) Filmemacher Julian Benedikt mit seinem musikalisch, jazzigen Schnitt gut getroffen. Doch am meisten überzeugt das immense und extrem gute Material, das Benedikt in den Archiven von „Blue Note“ fand. Eine Filmsequenz, in der Thelonius Monk's Schweiß auf sein Piano tropft, die wunderbaren Schwarzweißphotographien von Frank Wolff, die graphisch so originellen Plattencover von Reid Miles. Man müßte schon ein sehr tölpeliger Filmemacher sein, um aus all dem keinen schicken Film mit Schwing zu machen, der nebenbei (wie es der Untertitel verspricht) eine Geschichte des modernen Jazz erzählt. (hip) Schauburg

Boogie Nights USA 1997, R: Paul Thomas Anderson, D: Burt Reynolds, Julianne Moore

Kann man einen keuschen Film über die Pornoindustrie machen? Natürlich nicht, aber der junge Filmemacher Paul Thomas Anderson ist dem mit „Boogie Nights“ sehr nah gekommen. Zwangsläufig muß er, wenn er von einer Reihe von Pornostars erzählt, auch ein paar unbedeckte Körperteile und unfeine Worte in seinem Film unterbringen. Aber er tut dies so sparsam und unspekulativ, daß die schmuddeligen, einsamen Herren, die sich eventuell angesprochen fühlen, das Kino schon bald wieder schimpfend verlassen dürften. Der Film führt uns in die neongleißenden 70er und zu Jack Horner, einem Porno-Produzenten mit Idealen, der sich an dem schweren Dilemma abplagt: Wie hält man auch nach dem Orgasmus noch die Zuschauer im Kino? Ohne moralisierend zu bewerten, stellt uns der Film Horner, seine Stars und Mitarbeiter als eine erstaunlich liebenswerte Ersatzfamilie vor und weitet den Film dabei schnell zu einem gesellschaftlichen Panorama aus, das ähnlich episch und ambitioniert wirkt wie Altmans „Nashville“. Zudem steht „Boogie Night“ in der Tradition des Hollywood-Realismus von Filmen wie „Midnight Cowboy“ oder „Lenny“, in denen Dustin Hoffman jeweils den Helden in der Gosse spielt. Er wäre als Jack Horner auch gut gewesen, aber bei Burt Reynolds ist die Rolle so nah an dem realen Image des Stars, der ja immer etwas trivial und fadenscheinig wirkt, daß er die Idealbesetzung ist und zurecht für den Oscar nominiert wurde. (hip) Filmstudio

Das Boot - Director's Cut Deutschland 1981/97, R: Wolfgang Petersen, D: Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer, Klaus Wennemann

„Der ultimative U-Boot-Thriller ist jetzt noch ultimativer“ schreibt der „Bostoner Globe“. Zunächst einmal ist er noch länger. Aus nur in der TV-Fassung genutztem Material streckte Petersen die Kinofassung auf dreieinhalb Stunden, um die Charaktere noch besser herauszuarbeiten. Am wichtigsten war es ihm, den Sound an die modernen Dolby-Surround-Standards anzupassen. Das Publikum soll mit Prochnow, Grönemeyer und Co. zusammenzucken, wenn rings um den schwimmenden Sarg U 96 die Wasserbomben hochgehen, sich von hinten die feindlichen Bomber nähern und vorne ein Bolzen auf die Schiffswand kracht. Eine Tauchfahrt des Grauens - noch spannender, noch bedrohlicher.“ (P. Ludewig) City, Gloria (Del)

Brazil Großbritannien 1984, R: Terry Gilliam, D; Jonathan Pryce, Robert de Niro

„Gilliams Meisterwerk aus dem Orwell-Jahr 1984 ist eine gepfefferte Antwort auf die „Alles wird gut“-Utopien Hollywoods und eine bitterböse Abrechnung mit der Macht der Bürokratie, die rücksichtslos Träumer und Querköppe unterpflügt. Mit dem rücksichtslosen Humor der Monty Pythons, mit denen der Amerikaner lange als Animantionskünstler, Schauspieler und Regisseur zusammengearbeitet hat, zahllosen Zitaten von Orwell, Huxley, Kafka und Eisenstein und vielen grandiosen Details erzählt Gilliam seine Geschichte; das widerwärtig konsequente Filmende ist nur im weitesten Sinne ein „happy ending“.“ (tip) CinemaxX

British Rock Großbritannien/ Deutschland 1980, R: Wolfgang Büld / Originalfassung ohne Untertitel

„Was die Achtziger in punkto Rock gebracht haben, dem kam Wolfgang Büld in seiner Dokumentation auf die Spur. Vom chaotischen Rasierklingen-Rock der Ur-Punkies der ersten Stunde leitete er die späteren Trends ab. Es gelang ihm, die musikalischen und gesellschaftlichen Beziehungen der von Revolutions-Aura umgebenen „Sex-Pistols“, der frühen „Clash“ und des späteren New Wave aufzudecken. Wenn gewertet, spekuliert und interviewt wurde, dann bewies der Macher analytischen Rock-Verstand. Genauso wie bei der Auswahl der Gruppen (“Jam“, „Police“, „Boomtown Rats“ , „Kinks“) und vor allem der Live-Mitschnitte. Sie bestätigen: Punks pfeifen auf Perfektion, sorgen für die nötige Action und vermitteln echte New Wave-Power im Strudel tobender Fans.“ (Münchner Merkur) Kino 46

Butcher Boy USA/Irland 1997, R: Neil Jordan , D: Stephen Ream, Fiona Shaw

„Francie Brady steht ständig unter Strom. Für den Halbwüchsigen verschmelzen zur Zeit der Kuba-Krise Fiktion und Wirklichkeit. Als er in seinem irischen Heimatdorf eine verhaßte Nachbarin als Außerirdische identifiziert, die für all das Unglück, das ihm widerfahren ist, verantwortlich sein soll, ist die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Neil Jordan erzählt seine Groteske, in der das Tragische immer auch komische Züge hat, mit surrealistischen Untertönen und bösem Witz. Dabei verläßt er nie die Perspektive des jugendlichen Helden, dessen aggressiv-provokantes Auftreten eine direkte Attacke gegen den Zuschauer ist.“ (tip) Europa / Originalfassung ohne Untertitel im City

C

Cinema Paradiso Italien/Frankreich 1988, R: Guiseppe Tornatore, D: Philippe Noiret, Jaques Perrin

Der Film handelt von der großen Vergangenheit und dem schäbigen Niedergang eines Kleinstadtkinos, er erzählt von den Schicksalen des Kinopersonals und der Stammgäste und malt ein nostalgisches Portrait der Zeit, in der das Kino die wahre Piazza Grande eines Provinzörtchens war. „Cinema Paradiso“ ist kein Schmachtfetzen geworden, weil Tornatores Intelligenz und Präzision ihn sicher über den Abgrund des Kitsches balancieren läßt. So ist der Film ein Paradoxon: großes Kino, das zeigen will, daß es kein großes Kino mehr gibt. (hip) Schauburg

Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger

Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Und im großen und ganzen hat Vilsmaier auch alles richtig gemacht. Die böse Pointe, daß die arischen Bandmitglieder ihre jüdischen Partner nach deren Emigration in die USA wegen Verdienstausfalls verklagten, verschweigt er uns, um damit nicht den rührenden Abschied am Bahnhof zu verderben, bei dem die schöne junge Frau sich dann doch noch für das richtige Bandmitglied entscheidet. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) City

D

Deep Impact USA 1998, R: Mimi Leder, D: Robert Duvall, Tea Leoni, Maximilian Schell, Morgan Freeman

„Mit einem Kometen, der auf die Erde zustürzt, droht der Menschheit, wenn sie Pech hat, etwa dasselbe Malheur wie den Dinosauriern vor 65 Millionen Jahren. Für ein Kinoszenario jedoch erweist sich diese Weltuntergangsdrohung als wenig aufregend und geradezu lächerlich banal: Hollywood-Weichkäse also, so gut wie mancher andere, der nicht einmal in den Gemütern von Katastrophenfreaks einen tiefen Einschlag („Deep Impact“) verursachen wird. Diesmal kommt, alles andere als überraschend, die Menschheit mit einem blauen Auge davon, doch der nächste Riesenkomet aus Hollywood wird unter dem Titel „Armageddon“ schon in zwei Monaten in den deuschen Kinos einschlagen.“ (Der Spiegel) Cinemaxx, UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Lichtspielhaus (Del)

Desperate Measures USA 1998, R: Barbet Schroeder, D: Andy Garcia, Michael Keaton

„Der Titel lügt nicht. Die Maßnahmen sind wirklich recht verzweifelt, die Andy Garcia in diesem Thriller ergreift. Leider auch die des Regisseurs Barbet Schroeder. Mit Polizist Frank Connor (Garcia) möchte man nicht tauschen: Der einzige Mensch, der die passende DNA besitzt, um seinem Sohn das lebensnotwendige Knochenmark zu spenden, ist der verurteilte Massenmörder Peter McCabe (Michael Keaton). McCabe, eine hochintelligente Mischung aus Hannibal Lecter und Chales Manson, lehnt zunächst ab. Natürlich willigt er später ein, natürlich nutzt er die erstbeste Gelegenheit zur Flucht, natürlich wird er bald von einer Hundertschaft gejagt. Was als durchaus vielversprechendes Psycho-Kräftemessen beginnt, wird schnell zum konventionellen, vorhersehbaren Action-Thriller – bei weitem zu konventionell für einen Könner wie Schroeder.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

Didn't Do It For Love Deutschland 1997, R: Monika Treut

„Wenn es darum geht, außergewöhnliche Frauen vor die Kamera zu bringen, besitzt Monika Treut zweifellos Talent. Im Mittelpunkt ihrer jüngsten Dokumentation steht Eva Norvind, die in einer norwegischen Kleinstadt geboren, noch als Kind in New York landete. Mit 17 ging sie auf eigene Faust nach Mexiko, wo sie bald zum Sex-Symbol Nr. 1 avancierte. Sie hatte eigene Revuen, spielte in Filmen, spazierte kaum bekleidet durchs Zentrum der Hauptstadt, verdingte sich als Edelprostituierte. Weil sie im Fernsehen die Benutzung von Verhütungsmitteln predigte, hätte man sie beinahe des Landes verwiesen. In den 70ern kehrte sie nach New York zurück, schlug eine Karierre als Domina ein, leitete S/M-Workshops, bis sie schließlich die praktische Sex-Arbeit aufgab, um Kriminalpsychologie zu studieren. Der Film hätte sich zu einem kontroversen Portrait mausern können – wäre da nicht das uneingeschränkte Wohlwollen, das Monika Treut ihrer Protagonistin entgegenbringt. Sie hätte öfter nachhaken müssen und verschenkt die Möglichkeiten ihres Sujets. „Didn't Do It For Love“ bleibt an der Oberfläche.“ (taz) Cinema

Die dumme Auguste Deutschland 1993, R: Jurai Herz

„Für die dumme Auguste, verheiratet mit dem dummen August, gibt es nichts Schöneres, als ein Clown zu sein. Nur für die Manege ist keine Zeit, muß sie doch waschen, kochen, bügeln und auf ihre Kinder aufpassen. Während der dumme August im Zirkus das Publikum unterhält, träumt sie vn ihrem Auftritt in der Manege. Warum Augustine eigentlich dumm sein soll, weiß niemand so genau. Der Zirkusdirektor und der Zauberer, dem kein Zaubertrick richtig gelingt, geraten in ihrer Tolpatschigkeit in viele komische Situationen. Und die Kinder im Kino fanden's witzig.“ (taz) Kino 46

Dobermann Frankreich 1997, R: Jan Kounen, D: Tcheky Karyo, Monica Bellucci, Vincent Cassel

„Der knackige Yann Lepentrec raubt mit seiner Gang drei Banken hintereinander aus und liefert sich anschließend im Techno-Club Joe's Hell eine Endlosschießerei mit dem sadistischen Bullenschwein Christini. Die Vorbilder des Debütanten Jan Kounen sind nicht zu übersehen: früher Tarantino und Hongkong-Gemetzeltes mit Soße. Laut, schnell, hart und mit einer etwas zu bemüht entfesselten Kamera eingefangen.“ (Tip) UFA-Palast

Dr. Schiwago USA 1965, R: David Lean, D: Omar Sharif, Julie Christie

„Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei freilich (anders als in der Romanvorlage von Pasternak) die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. Einer der größter Kassenerfolge der 60er Jahre, der wie kaum ein anderes Kino-Opus die gängigen Vorstellungen vom „alten Rußland“ verfestigte.“ (Lexikon des internationalen Films) Filmstudio

F

Ferien auf Saltkrokan Schweden 1962, R: Olle Hellbom, D: Torsten Lilliecrona, Louise Edlind

„Kinderfilm nach Astrid Lindgren. Das Alltagsleben der Bewohner der Insel Saltkrokan wird im Sommer nicht unwesentlich von den Feriengästen geprägt. Auch Tjorven, ein aufgewecktes Mädchen, hat mit ihnen zu tun, z.B. den Kindern einer Familie, die schon jahrelang auf die Insel kommt. Immer zu Streichen aufgelegt, sorgt Tjorven für mancherlei Abenteuer.“ (Lexikon des internationalen Films) Atlantis

Flubber USA 1997, R: Les Mayfield, D: Robin Willams, Marcia Gay Harden, Christopher McDonald u.a.

„Eigentlich müßte Flubber bei uns Flummi heißen: Fliegendes Gummi ist der Star dieser Disney-Komödie. Die neueste Erfindung von Professor Brainard (Robin Williams) birgt ungeahnte Talente; hundertfach vervielfältigt, legt die grünlich-schleimige Substanz einen flotten Mambo aufs Parkett und geht ab wie eine Rakete, wenn man sie anschubst. Das schreit nach bösen Buben, die die Wundermasse zu Geld machen wollen ... Immer wieder versucht Disney, mit Remakes erfolgreicher Komödien Kasse zu machen. Die klingelt bei der Neuauflage von „Der fliegende Pauker“ auch lautstark, schließlich handelt es sich um wohl kalkulierte, amüsante Familienkurzweil.“ (TV Spielfilm) CinemaxX

Frau Rettich, die Czerni und ich Deutschland 1998, R: Markus Imboden, D: Iris Berben, Jeanette Hain, Martina Gedeck

„Wenn deutsche Filme ihre Figuren ins Chaos stürzen wollen, schicken sie die Ärmsten auf Reisen. Meist bricht fern der Heimat das Auto zusammen, die supersauberen Yuppies kriegen Schweißflecken unterm Arm, und in der Glut des Südens steigt ihr Hormonspiegel: Amore und Krach. Daß dieses Reisemotiv ein spießiges Überbleibsel aus Caprifischer-Tagen ist, kann die Verfilmung von Simone Borowiaks Roman nicht verhehlen. Drei Frauen unter spanischer Sonne, an ihrer Seite ein paar Kerle (fast filmrettend: Olli Dittrich) und der obligate Filmschwule (Dirk Bach) – und schwupp ist die Klamotte fertig. Zielgruppe: alle, die Pauschalreisekataloge für Literatur halten.“ (Der Spiegel) UFA-Palast

G

Der General USA 1926, R: Buster Keaton, D: Buster Keaton / Stummfilm mit Live-Musik von dem Percussionsten Jogi Nestel

„Dies ist nicht nur eine Komödie, sondern ein Film über einen wahren Helden. Busters Schwierigkeiten mit Eisenbahnzügen basieren auf Keatons eigenem erfindungsreichen Interesse an Maschinen. Es ist eine wahre Kunst, wie er seine Faszination eines Handwerkers im Film in ein Erstaunen über die Apparate übersetzt, die an Don Quichotte erinnert. Ich würde die gesamten „Modern Times“ gegen den wunderbaren Moment im „General“ eintauschen, wenn Buster in Gedanken versunken nicht merkt, daß sich die Pleuelstange der Lokomotive, auf der er sitzt, langsam zu bewegen beginnt.“ (David Thomson) Kino 46

Good Will Hunting USA 1997, R: Gus van Sant, D: Matt Damon, Robin Williams

„Der junge Will Hunting jobbt als Putzhilfe an der Uni. Nachts löst er dort nebenbei die schwierigsten Mathematik-Aufgaben, die auf der Tafel noch übriggeblieben sind. Professor Lambeau erkennt das Genie, das in dem Jungen steckt. Doch der wilde Will aus der Vorstadt prügelt sich lieber mit seinen Arbeiter-Kumpels. Des Lehrers letzte Hoffnung ist sein einstiger College-Kollege Sean McGuire, ein Psychiater-Freak. Zwischen dem traumatischen Teenie und dem schrägen Therapeuten entwickelt sich ganz langsam eine Vater-Sohn Freundschaft. Die Geschichte riecht nach Schmalz und Tränendrüsendrücker. Daraus hätte Hollywood eine Seifenoper vom verstörten Genie gedreht. Doch ein Gus van Sant (“Drugstore Cowboy“, „My Private Idaho“) kennt bekanntlich keinen Kitsch. Wichtiger als die Geschichte sind ihm seine Figuren. Mit Matt Damon und Robin Williams hat er zwei charismatische Schauspieler gefunden, die sich bei ihren Streitereien zu atemberaubenden Höchstleistungen aufstacheln.“ (Bremer) CinemaxX (OmU)

H

Harry außer sich USA 1997, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Robin Williams, Kristie Alley

Der Originaltitel ist Programm bei Woody Allens neuem Film. In „Deconstructing Harry“ nimmt er sein Alter ego, den altbekannten Stadtneurotiker, so konsequent und gnadenlos auseinander wie noch nie vorher. Vor allem wagt er es, in der Rolle des alkoholsüchtigen, manipulativen und egozentrischen Schriftsteller Harry zum ersten Mal, einen unsympathischen Protagonisten zu spielen, den auch seine Witze nicht vor den Abgründen seiner Psyche retten können. Und auch die traditionelle Dramaturgie dekonstruiert Allen hier radikal. Der Film ähnelt noch am ehesten einem komplexen Spiegelkabinett mit 85 Sprechrollen und so unterschiedlichen Erzählebenen wie Familienszenen, Rückblenden in seine Jugend, Alpträumen und Ausschnitten aus den von Harry geschriebenen Büchern. Etwa in der Mitte des Films beginnen dann sogar seine Romanfiguren gegen ihren Autor zu rebellieren. So viele gute one-liner sind selbst in einem Allen-Film selten und die visuellen Gags stehen den verbalen in nichts nach. So spielt Robin Williams in einer wunderbar kafkaesken Episode einen Filmstar, der immer unschärfer wird, und wir sehen ihn tatsächlich als verschwommenen Fleck durch die Szenen wandern. So böse, kompromißlos und originell war Allen schon lange nicht mehr. (hip) Gondel, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol)

Härtetest Deutschland 1997, R: Janek Rieke, D: Janek Rieke, Lisa Martinek

„Jonas ist 26. Er frühstückt mit seiner Mutter, arbeitet für seinen Vater, hat Angst vor Schlangen, reagiert allergisch auf Nüsse und würde niemals Drogen nehmen. Und dann verliebt sich Jonas in die hartgesottenste Frau der Stadt. Der junge Filmemacher Janek Rieke hat es gewagt, eine weitere deutsche Komödie zu drehen, und die ist tatsächlich lustig geworden. Er spielt den Jonas als ängstlichen Hasenfuß, der sich in die radikale Ökokämpferin Lena verliebt, in dieser charmanten Liebeskomödie mit einer erfrischenden „Katja-Riemann-Freizone“. (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

I

Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast USA 1997, R: Gim Gillespie, D: Jennifer Love Hewitt, Sarah Michelle Gellar

„Nach einer wilden Party brausen die Teenie-Helden: Julie, Helen, und ihre Freunde Barry und Ray im BMW von Barrys Dad durch die Nacht. Als sie einen Landstreicher überfahren, beschließen sie, den Toten in die benachbarte Bucht zu werfen. Ein Jahr später bekommt jeder der vier einen Brief mit dem Satz: „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“. Ein blutiger Alptraum beginnt... Nicht ganz so clever und selbstironisch wie „Scream“ und „Scream 2“, doch mit schnuckeligen TV-Stars, reichlich Schockmomenten und mörderisch gutem Soundtrack.“ (TV Spielfilm) UT-Kinocenter

J

Jackie Brown USA 1998, R: Quentin Tarantino, D: Pam Grier, Samuel L. Jackson, Robert De Niro

„Was machen Kult-Filmer nach dem Mega-Hit? Sie backen bewußt erstmal kleinere Brötchen. Auch Trendmeister Tarantino entgeht der Versuchung, „Pulp Fiction“ krampfhaft zu überbieten. Statt dessen kocht er „Jackie Brown“ auf Sparflamme. Ein kleiner Krimi von Elmore Leonard („Schnappt Shortie“), in dem eine pfiffige Stewardeß fürs FBI einen Waffenhändler überführen soll. Die Hauptrolle spielt Pam Grier, jene Blaxploitation-Queen aus den 70er Jahren, das nette schwarze Mädel in rassistischen Ramsch-Serien. Den endlos quasselnden Waffenhändler gibt „Pulp“-Bube Samuel L. Jackson, dem als trotteliger Partner Robert De Niro zur Seite steht. QT-Fans werden schockiert sein über das Fehlen von Gewalt: Nur vier Leichen pflastern seinen Weg, nur einmal spritzt Hirn über die Windschutzscheibe. Dramaturgisch präzise und mit gewohnt lässigen Dialogen entwickelt Tarantino sein skurriles Figurenkabinett. Daß er sich dabei zweieinhalb Stunden Zeit läßt, erfordert beim MTV-verwöhnten Zuschauer zwar Geduld. Die spielfreudigen Akteure und der schmalzige 70er-Jahre-Soundtrack machen Quentins Krimi-Tango dennoch zum unterhaltsamen Kinovergnügen – ganz ohne Kult-Getue.“ (Bremer) CinemaxX, City, Casablanca (Ol)

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann – genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema

K

Kundun USA 1997, R: Martin Scorsese, D: Tenzin Thuthob Tsarong, Sonam Phuntsok

„Martin Scorseses Darstellung der Jugendjahre des Dalai Lamas beginnt wie ein gebieterischer John Ford-Western mit einem einsamen Reiter, der die öde Weite von Tibet durchreist, auf der Suche nach einem kleinen Jungen, der die jüngste Reinkarnation des Buddahs ist. Scorsese ist besonders mutig, wenn er das exotische Thema ohne die dramaturgische Krücke eines westlichen Reisenden behandeln, der alles schön für das Publikum interpretiert. Scorses ließ sich von den Mandalas inspirieren, die die Mönche mit bunt glänzendem Sand zeichnen. Visuell ist dies wohl sein schwelgerischstes Werk seit „Raging Bull“.“ (The New Yorker) Atlantis

L

Das Leben ist ein Chanson Frankreich 1997, R: Alain Resnais, D: Sabine Azema, Pierre Arditit, Jean-Pierre Bacri

„Alain Resnais hat den vielleicht durchgedrehtesten und mit Sicherheit lustigsten Film seiner Karriere gedreht: Musical, Boulevardstück, Tragi-komödie und Kulturkritik mit den Mitteln des Chansons. Quer durch die Chansongeschichte setzt Resnais berühmte Lieder immer wieder wie Dialoge ein. Mit der Musik nimmt sich der Film ganz tröstlich der Sorgen und Selbstzweifel seiner Heden an, die sich mit Ehekrisen, Liebeskummer, falschen Traummännern und der Suche nach der Traumwohnung herumschlagen. Und durch die Platitüden, Binsenweisheiten und vertrauten Melodien der Chansons kommt man den Figuren nahe.“ (tip) Atelier

Live Flesh Spanien/Frankreich 1997, R: Pedro Almodovar, D: Liberto Rabal, Jasier Bardem, Francesca Neri

„Aus der Perspektive eines Hurenhauses lassen sich auch den bitteren Jahren des Franco-Regimes noch grell-bunte Seiten abgewinnen. Langsam gleitet die Kamera durch die neonschrille Welt der Puffmutter Donja Cento, bevor sie vom Sog gellender Schreie angezogen wird: Eines der Mädchen windet sich mit spanischem Temperament unter Wehen; den Weg ins Krankenhaus wird sie nicht mehr schaffen. Nichts verläuft in diesem Film so wie es sein sollte, wie irgendjemand es sich wünscht oder erwartet. Das Leben bei Almodovar ist voller Umwege und Zufälle. „Live Flesh“ ist ein Melodram im Spannungsfeld von griechischer Tragödie und spanischer Farce. Hinter den schrillen Oberflächen eines klassischen Almodovar-Films tun sich die stillen Abgründe nuancenreicher Gefühle und doppeldeutiger Leidenschaften auf.“ (epd-film) Schauburg, Filmstudio, Casablanca (Ol)

M

Der Mann mit der eisernen Maske USA 1998, R: Randall Wallace, D: Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich; Gerard Depardieu

„Bei „Titanic“ war das Eis sein Schicksal, jetzt spielt Leonardo DiCaprio selbst einen Eisberg: den jugendlichen Louis XIV., der seinen Hofstaat demütigt, das Volk hungern läßt und diverse Hofdamen flachlegt. Schlimm, schlimm, findet Übervater d'Artagnan, und prompt erwachen auch die anderen Musketiere aus dem Vorruhestand. Zwar sagen sie weiter brav ihre Kalendersprüche auf, ersinnen aber einen Plan, den bösen König gegen dessen Zwillingsbruder (DiCaprio zum zweiten) auszutauschen. Der langweilt sich in einem Kerker, hat darüber hinaus eine Maske vor dem Gesicht – vielleicht ganz praktisch während der Pubertät, auf die Dauer aber recht lästig. Also weg mit dem Ding und dem fiesen Bruder, der Thron ruft! Doch bis es soweit ist, bekommt man in diesem zähen Historical viel Mantel, aber wenig Degen zu sehen; der Film zieht sich wie eine höfischen Zeremonie, zumal die Musketiere ihre Schauspielkunst hinter langen Haaren und Bärten verstecken. Egal: Regisseur Randall Wallace hat DiCaprio, und der spielt schließlich irgendwie „eine Art Nelson-Mandela-Figur“ (Pressetext). Touche!“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter

Mäusejagd USA 1997, Gore Verbinski, D: Nathan Lane, Lee Evans

„Die Brüder Ernie und Lars Smuntz erben eine Fabrik, ein Haus und eine Maus. Die Fabrik scheint den Brüdern wertlos zu sein, das Haus aber wollen sie versteigern; nur die Maus muß raus. Der Werbefilmer Gore Verbinski nutzt diesen einfachen Plot, um zu zeigen, was er so alles kann. Aber nach der zehnten überrraschenden Kamerafahrt ist die „Tom und Jerry“-Dramaturgie verbraucht, und auch die Maus fängt irgendwann an, höllisch zu nerven.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Schauburg

Meisterdetektiv Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1996, R: Göran Carmbeck, D: Malte Forsberg, Josefin Arling

„Ohne Kalle Blomquist, die tapfere Eva Lotta und den mutigen Anders kommt der Kommissar in dem Mordfall Gren nicht weiter. Ganz zeitgemäß ist der mit Geheimschrift und Holzschwertern geführte Kampf zwischen der Weißen und der Roten Rose um den Talisman „Groß-Mummrich“ nicht mehr. Die Verfilmung verhält sich mit zaghaften Modernisierungsversuchen zu dem 1951 erschienenen Buch zu unentschloßen. Aber die Geschichten von Astid Lindgren sind einfach packend.“ (tip) Gondel

Mr. Magoo USA 1997, R: Szanley Tong, Leslie Nielsen, Kelly Lynch

„Es ist bezeichnend, daß Disney in politisch korrekten Zeiten wie diesen am meisten damit zu tun hatte, die aufgebrachten Blindenverbände zu besänftigen. Am Ende des Films steht folglich ein Hinweis, nichts in „Magoo“ sei eine „akkurate Darstellung von Blindheit oder Sehschwäche“. Übersehen hat man dabei aber noch etwas: den Witz. Millionär Quincy Mogoo ist zu eitel (oder dämlich?), um eine Brille zu tragen, die er eigentlich dringend braucht. Das allein führt zu allerlei Chaos. Leslie Nielsen war mal komisch, jetzt ist er nur noch albern und stolpert durch kalmaukigen Slapstick, dem auch Regisseur Stanley Tong („Rumble in the Bronx“) nicht auf die Sprünge helfen kann.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter

R

Rainmaker / Der Regenmacher USA 1997, R: Francis Coppola, D: Matt Dillon, Danny DeVito

„Matt Damon spielt diesen jungen Anwalt, der ein paar hilflose Gestalten zu retten versucht und dabei zwei eher banale Dinge feststellt – nämlich daß Macht korrumpiert und ein guter Anwalt meistens nur ein reicher Anwalt wird, wenn er irgendwann beginnt, dieses Spiel mitzuspielen. Auf diesen schlichten Botschaften beruht fast der gesamte Erfolg des Erzählers John Grisham, aber Coppola gelingt es, aus einem biederen Sozialporno bewegendes Kino zu machen. Denn seine Helden wissen nicht, was sie tun; sie stolpern durch die Welt und wollen ihre Träume nicht aufgeben, aber trotzdem ein wenig Anstand wahren. Es gibt viele Regisseure, die so eine Geschichte mit dem großen Zeigefinger platt drücken würden. Coppola dagegen zeigt noch einmal den epischen Reichtum seiner Erzählkunst: populär und persönlich und natürlich entertaining.“ (Der Spiegel) Ufa-Palast (OmU)

S

Scream 2 USA 1997, R: Wes Craven, D: Neve Campbell, Courtney Cox, David Arquette

„In einer der besten Szenen dieses Films wird über Fortsetzungen berühmter Filme diskutiert und warum die niemals gelingen können. „Scream 2“ ist eine Fortsetzung, und sie ist noch gelungener als ihr Vorgänger. Womit einiges über die Ironie, den Witz und die Cleverness dieses Horrorfilms von Wes Craven (Regie) und Kevin Williamson (Buch) erzählt wäre, der sein eigenes Genre spiegelt, um das Spiegelbild noch einmal zu spiegeln.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, CinemaxX

Sieben Monde Deutschland 1998, R: Peter Fratzscher, D: Jan Josef Liefers, Katharina Zapattka

„Stringent und spannend kommt die Story eines vermeintlichen Wehrwolfs daher. Aus der für deutsche Verhältnisse extrem originellen Geschichte machte Peter Fratzscher ein unterhaltsames Kinoerlebnis, das in fast allen handwerklichen Bereichen überzeugt (nur der für die Blutflecken zuständige Ausstatter hat seinen Beruf verfehlt). Viel zu selten legen deutsche Filme soviel Wert auf Wirkung. Viel zu selten liegt ihnen aber auch einfach eine richtig gute Idee zugrunde, die das wert ist.“ (Blickpunkt: Film) CinemaxX, Passage (Del)

Der Strand von Trouville Deutschland 1997, R: Michael Hofman, D: Antje Westermann, Boris Aljinovic

„Der Strand von Trouville kommt nur auf einem Puzzle vor in diesem charmanten deutschen Liebesfilm – als Pappidylle unter blauem Himmel. Der Berliner Klavierlehrer Lukas verliebt sich in eine Fremde mit geheimnisvollem Lächeln, fährt ihren Spuren nach – und landet im tiefsten Durchschnittsdeutschland. Dort trifft er die freche Alice und ihre Freunde, die in einem Einkaufscenter jobben. Aus Realismus und skurriler Stilisierung puzzelt Regisseur Michael Hofmann diese Geschichte zusammen. Nicht alle Teile passen, aber Hauptsache, der Himmel über dem Einkaufscenter ist blau.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

T

Tango gefällig? USA 1997, R: Martha Coolidge, D. Jack Lemmon, Walter Matthau

„Die unverwüstlichen Hollywood-Kämpen Jack Lemmon und Walter Matthau angeln sich als Eintänzer bei einer Karibik-Kreuzfahrt hüftlahm und Toupet-bewehrt die Frauen fürs Restleben. Regisseurin Martha Coolidge hält dabei Tragikomik in anrührender Balance. Romantische Rentnerküsse kontrastieren mit dem am ulkigsten mißratenen Rumba der Filmgeschichte. Um die Stars herum ein pittoresk ausgesuchtes Ensemble von Schabracken und Schlawinern.“ (tip) CinemaxX, UT-Kinocenter

The Accused (Angeklagt) USA 1988, R: Jonathan Kaplan, D: Jodie Foster, Kelly McGillis / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine junge Frau ist zum Opfer einer Massenvergewaltigung geworden. Nachdem die eigentlichen Täter bereits wegen fahrlässiger Körperverletzung verurteilt worden sind, greift die in dem Fall persönlich engagierte Staatsanwältin die Angelegenheit nochmals auf. Sie inszeniert einen Musterprozeß gegen die Zuschauer, die durch Anfeuerungsrufe die Tat möglich gemacht haben. Effektvoll inszeniertes, hervorragend gespieltes Unterhaltungskino mit einem ernsthaften Anliegen, das sowohl durch die Dramaturgie als auch die moralische Argumentation einige Denkanstöße vermitteln kann.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

The End of Violence USA/Frankreich 1997, R: Wim Wenders, D: Bill Pullman, Andie MacDowell, Gabriel Byrne / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Produzent gewalttätiger Action-Filme wird in Los Angeles selbst Opfer eines brutalen Überfalls. Ehe ihn die Täter umbringen können, werden sie durch gezielte Kopfschüsse, scheinbar aus dem Nichts liquidiert. Zeuge dieser Tat ist ein Wissenschaftler, der in einem Observatorium hoch oben in den Hügeln der Stadt an einem geheimen FBI-Projekt arbeitet. Satellitenanlagen und ferngesteuerte Kameras sollen die totale Überwachung und damit das Ende der Gewalt bringen. Wim Wenders präsentiert seinen philosophischen Edel-Thriller aus einer Welt der Gier, Einsamkeit und geistigen Leere stilsicher und in wunderbaren Bildern. Wie er die zahlreichen Einzelgeschichten mit seinen Reflexionen über Gewalt zu einem Ganzen verwebt, überzeugt allerdings nicht.“ (D. Lackner) Kino 46

The Gingerbread Man USA 1997, R: Robert Altman, D: Kenneth Branagh, Robert Downey jr.

„Nach Francis Ford Coppola (“Der Regenmacher“) hat sich ein weiterer Held des US-Autorenfilm an die Herausforderung Grisham gewagt, und natürlich entledigt sich der Halunke Robert Altman des Hollywood-Auftragsjobs mit der ihm eigenen List. Die Erwartung, daß Thriller drin ist, wo Grisham draufsteht, konterkariert er mit verwegenen Schlenkern in andere Genres und einer irritierenden Verschleppung des Tempos. Bei seinem eleganten Sabotage-Akt kommt Altman entgegen, daß die Vorlage – ein frühes, unveröffentlichtes Werk – nicht ganz dem Schema G entspricht. Statt eines idealistischen Jura-Ritters ist der Held hier ein skrupelloser Karrierist, der nicht den Kapitalismus bekämpft, sondern die eigene Selbstherrlichkeit. Ehe er das schafft, läßt Altman ihn ganz nett zappeln.“ (Der Spiegel) Schauburg

The Matchmaker (Heirat nicht ausgeschlossen) USA 1997, R: Mark Joffe, D: Janeane Garofalo, David O'Hara / Originalfassung ohne Untertitel

„Liebeskomödie mit einer fast inflationären Fülle von irisch schrulligen Gags. Wahlkampfhelferin Marcy soll für ihren dümmlichen Bostoner Senator nach Irland reisen, um dort seine angeblich irische Ahnentafel auszukundschaften. Ihre Nachforschungen werden manipuliert und behindert von einem dort gerade stattfindenen Heiratsvermittlungsfestival. Die Eigendynamik aus Kuppelei und balzenden irischen Verehrern wirft die genervte Amerikanerin plötzlich selbst mitten ins Liebeschaos. (tip) UFA-Palast

Titanic USA 1997, R: James Cameron, D: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet

„Nicht Cameron hat ein Thema gefunden, sondern das Thema ihn. Dem Drehbuchautor und Regisseur kommt es dabei nicht auf Symbole und Metaphern an. Er sucht das private Drama in der Kollision zwischen menschlicher Hybris und der von aller technischen Raffinesse unbeeindruckten Natur. So besitzt dieser Actionfilm durchaus Züge eines Kammerspiels, die den Fluß der Katastrophe immer wieder auf produktive Weise hemmen - im Dienste einer großen, altmodisch erzählten Love-story. Camerons „Titanic“ ist eine suggestive Zeitreise, eine Reise auch in eine betonierte Klassengesellschaft. Den Gegensatz zwischen oben und unten, Erster und Dritter Klasse, läßt Cameron ausspielen: maliziöser Snobismus und aufgeräumtes Palaver hier, trunkener Tanz und schwitziges Armdrücken dort. “ (epd-Film) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del)/ Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast

Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewan Bremner

„Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer drogensüchtigen Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder „Lebensgefühl“.“ (taz) Atelier, Gondel

U

U-Turn USA 1997, R: Oliver Stone, D: Sean Penn, Nick Nolte, Jennifer Lopez

„Wenn Sean Penn mit dem Ford Mustang ins Kaff einreitet, sieht es noch aus wie im Western. Dann entwickelt sich unser Held in einer Reihe von Intrigen, geht mit seinem Schweinehund in aller Öffentlichkeit Gassi, und alle sprechen hinterher vom Film noir. Aber das ist doch nur Vorspiel für die gewichtige Frage nach der Möglichkeit subjektiver Wahrheit. Im Wechselbad der Komplotte und unterstützt von einer sprunghaften Kamera gewöhnt uns Stone die Identifikation mit egal wem ab, bis man nur noch die Position des unbeteiligten Beobachters einnehmen kann.“ (tip) Atelier

W

Wag the Dog USA 1997, R: Barry Levinson, D: Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“ wäre eine sinngemäße Übersetzung des Filmtitels, und tatsächlich versuchen in dieser Politsatire ein Berater des US-Präsidenten und ein Filmproduzent genau dieses, indem sie in den Medien einen Krieg inszenieren, nur um von einem Sexskandal des Präsidenten abzulenken. Das klingt irgendwie bekannt? Kein Wunder, denn bis auf Details genau wirkt „Wag the Dog“ wie ein komisch überhöhter Kommentar auf zur Zeit aktuelle Probleme von Bill Clinton. Immer wieder müssen die Filmmacher betonen, daß der Film schon lange fertig gedreht und geschnitten war, bevor irgendjemand den Namen Monica Lewinsky auch nur gehört hatte. Und dennoch ist es kaum zu glauben. Das amerikanische Kino hat einen Narren an seinem Präsidenten gefressen. In den letzten Jahren war er schon als Retter der Menschheit („Independence Day“), Actionheld („Air Force One“), Mörder („Absolute Power“) und Trottel (diverse) auf der Leinwand zu sehen. Dies ist nun mit Abstand der scharfsinnigste und witzigste „Präsidentenfilm“.(hip) City

Wunsch & Wirklichkeit USA 1998, R: Lesli Linka Glatter, D: William Hurt, Madeline Stowe, Kenneth Branagh

„Arthur Barret ist schweinereich, will Nachwuchs, kann aber nicht. Also heuert er einen jungen Mann an, der mit seiner Frau Eleanor Barret ein Kind zeugen soll. Der Samenspender, ein Harvard-Student mit ausgesucht hohem IQ, hat sich den Beginn seiner Juristenkarriere zwar anders vorgestelt, kann aber dem Geld nicht widerstehen. Nun gibt es eine Grundregel im Melodram, die besagt, daß das Herausfordern des Schicksals Unglück bringt. Das beginnt in diesem Falle damit, daß sich der Jüngling in die Dame des Hauses verliebt und die Angelegenheit damit eine Richtung nimmt, die Barrett nicht mehr kontrollieren kann. Der Film spielt im Boston der 30er Jahre und zeigt praktisch die Vorform der künstlichen Befruchtung. Er zeigt auch, daß man mit Geld zwar so einiges kaufen kann, solch ein Vorgehen aber die Familie zerstört. Dieses Drama hat eine Moral, ohne moralisch zu sein, und für jeden nicht erhobenen Zeigefinger sind wir dankbar.“ (Cinema) City

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen