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„Vertreter sind mal durchgehuscht“

Die „Residenz Prenzelberg“ ist nicht nur architektonisch, sondern auch sicherheitstechnisch eine Besonderheit. Videoüberwachung und Sicherheitszaun gehören zum Standard  ■ Von Uwe Rada

Langsam öffnet sich das Tor. Über dem Eingang blinkt eine gelbe Lampe. Während der dunkle BMW die Schranke passiert, öffnet sich das Rollgitter der dahinterliegenden Tiefgarage. Dann ist die Limousine verschwunden. Die gelbe Lampe hört zu blinken auf. Einer von 138 Mietern der „Residenz Prenzelberg“ ist zu Hause angekommen.

„Vor allem die älteren Herrschaften schätzen die Sicherheit“, sagt Bernd Klatt. Der grauhaarige Mittvierziger ist Hausmeister der Residenz, die in der Schwedter Straße 45/46 in Prenzlauer Berg liegt. Viel zu tun hat Klatt nicht an diesem Nachmittag. Ein paar Mieter grüßen freundlich, während sie zu Fuß den Eingangsbereich passieren, ein Handwerker möchte etwas abholen. Über Telefon erkundigt sich der Hausmeister beim betreffenden Mieter, ob alles mit rechten Dingen zugehe. Dann darf der Handwerker passieren. „Nur einmal“, sagt Klatt und legt seine Stirn in Falten, „haben sich ein paar Vertreter reingeschmuggelt. Sonst haben wir alles im Griff.“

Wir, das ist die Besetzung des Doorman-Stützpunktes neben dem Eingangsbereich der Residenz Prenzelberg. Doorman ist an diesem Tag eine Frau: Edelgard Krabbes. Während Hausmeister Klatt den Kontakt zu den Mietern hält oder zu einem seiner Kontrollgänge durch die Residenz aufbricht, sitzt Krabbes vor fünf Bildschirmmonitoren und hält Ausschau nach Ungewöhnlichem. „Alles wird durch die Videokameras überwacht“, sagt sie, „der Eingangsbereich, die Tiefgarage, der Hof.“ Mit Erfolg, wie Edelgard Krabbes stolz betont. „Anders als in normalen Wohnanlagen gibt es bei uns keine Einbrüche und keine Schmierereien.“

Noch ist die Wohnanlage in der Schwedter Straße etwas Besonderes in Berlin. Zwei Komplexe, einer zur Straße und einer im Hofbereich, markieren den Anspruch des Luxuswohnens inmitten der Stadt. Jede Wohnung hat einen Balkon, und im Hofgebäude erinnert die terrassenförmige Anlage samt Pergolen an die Atmosphäre einer griechischen Ferienwohnungsanlage. Doch nicht nur die Architektur und die Mietpreise von durchschnittlich 20 Mark pro Quadratmeter sind hier exklusiv, sondern auch die Sicherheitskonzepte des Projektentwicklers SBB- Stadtprojekte. So gibt es etwa keine Klingelanlagen mit Namensschildern, sondern nur mit Zahlen. Wer den Zifferncode des gewünschten Mieters nicht kennt, muß draußen bleiben. Und auch über die Höfe oder die benachbarten Grundstücke ist kein Hereinkommen. Das gesamte Gelände der Residenz Prenzelberg ist mit einem grüngestrichenen Fußballzaun umgeben.

Ein „Konzept, das für die Anleger und ihre Psychologie zugeschnitten ist“, nennt der Kölner Architekt der Residenz, Peter Koehnen, die Sicherheitsmaßnahmen. Für Mark Fielder (Name geändert) wäre das allerdings nicht nötig gewesen. „Den Zaun und die anderen Sicherheitsmaßnahmen bräuchte ich eigentlich nicht“, sagt der Student. Doch viele ältere Bewohner sowie die Bewohner aus Westdeutschland, die nur zwei oder drei Tage die Woche anwesend seien, legten großen Wert auf die Sicherheitsvorkehrungen. „Vor allem am 1. Mai“, sagt Fielder, „hat sich da jeder wieder bestätigt gefühlt.“

Jeder, das sind in der Residenz in der Schwedter Straße vor allem gutbetuchte Rentner oder Bewohner aus Westdeutschland, die sich nur zwei oder drei Tage in Berlin aufhalten. Mit dem Kiez drum herum, so weiß Fiedler, hätten sie zumeist nichts zu tun. Für ihn selbst gelte das allerdings nicht. Denn anders als die meisten Residenzler fährt der Ausnahmemieter der Residenz keinen BMW, sondern Fahrrad.

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