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Viel Zeit ist der Sieg

■ Zehn Menschen wollen den Weltrekord im Pfahlsitzen brechen / 52 Tage sind zu schlagen

Soltau. Siegesgewiß sind am Freitag mittag neun Männer und eine Frau zum Start des zweiten internationalen Pfahlsitzwettbewerbes auf 2,50 Meter hohe Pfähle im Heidepark im Landkreis Soltau-Fallingbostel geklettert. Dort wollen sie mindestens 51 Tage und Nächte aushalten, um den Weltrekord des Niederländers Wim Alaerds aus dem vergangenen Jahr zu brechen. Die Teilnehmer des Wettbewerbs werden ärztlich begleitet und erhalten fettarme Schonkost. Ein neuer Weltrekord ist mit einem Preisgeld von 25.000 Mark dotiert.

Unter den 51 Bewerbern seien mehrere Ausländer gewesen, sagte Klaus Müller vom Heidepark. Der Italiener Geraldo Apicella aus Rom habe sich aber als einziger für den Wettkampf qualifiziert. Der gelernte Buchhalter sei mit 44 Jahren der älteste Teilnehmer. Er habe seinen Körper nicht extra trainiert, das Leben sei hart genug als Vorbereitung, meinte der Italiener. Viel Zeit zu haben, sei für ihn schon der Sieg.

Zum zweiten Mal versucht die 41jährige Regina Odeh aus Bad Hersfeld ihr Glück. Sie war im vergangenen Jahr nach elf Tagen beim Fernsehen auf ihrem Hochsitz eingeschlafen und auf die Strohmatten gestürzt. „Ich bin eine verrückte Nudel und möchte wieder meinen Spaß haben“, sagte die Mutter von zwei Kindern am Freitag. Auch Vizeweltmeister Holger Sporleder aus Wennigsen am Deister hofft, daß ihn dieses Mal nicht wieder der Schlaf übermannt. „Ich will es wissen,“ sagte Sporleder. Er wolle die zehnminütigen Pausen dieses Mal mit mehr Sport füllen.

Weltmeister Wilm Alaerds hatte im vergangenen Jahr 1.224 Stunden auf dem Pfahl gehockt und sich die Zeit mit Gewichtheben und Philosophieren vertrieben. Das Pfahlhocken war in seiner Heimat zum Volkssport geworden. Nach einer Sturmflut im Jahr 1952 hatten sich die Menschen in den überschwemmten Gebieten auf Weidepfähle gerettet und dort auf Hilfe gewartet. dpa

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